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Digitale
Datenbanken150
Information fungiert vielmehr als travelling concept2, das sich in verschiedenen
Gebrauchskontexten auf unterschiedliche Weise konkretisiert und dabei dis-
parate Bedeutungen annimmt. Vor diesem Hintergrund werden im Unterkapitel
»Kommunikation mit Informationssammlungen« Modelle der Datenbankkom-
munikation diskutiert, die die theoretische Lücke zwischen dem abstrakten
Informationsbegriff und den medialen Praktiken mit Datenbanken füllen. Die
Spezifik der Datenbankkommunikation zeigt sich hierbei vor allem in Differenz
zu dem von Claude Shannon (1976 [1948]) entwickelten nachrichtentechnischen
Kommunikationsmodell. Wenn die Pluralität und Heterogenität von Information
im Spannungsfeld von begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion offen-
kundig wird, bedarf es eines Vokabulars, welches erlaubt, unterschiedliche Formen
von Information zu beschreiben. Diesem Problem widmet sich der abschließende
dritte Teil »Daten und Information«.
inForMation: ZWischen begriFFlicher abstraKtion unD
technischer KonKretion
Den Horizont digitaler Datenbanken bildet ein abstrakter Informationsbegriff,
auf dem das Versprechen beruht, in Datenbanken alle Informationen versammeln,
speichern und finden zu können. Obwohl die Utopie eines universellen und voll-
ständigen Informationsreservoirs in der Praxis unerreicht bleibt, ist dieses Ver-
sprechen als das Imaginäre digitaler Datenbanken wirksam. Es ist der Motor der
zeitgenössischen Sammellust, aber auch die Wurzel der Sorge, dass bereits alles in
digitalen Datenbanken gefunden werden kann.3
2 | Den Begriff der travelling concepts hat Mieke Bal eingeführt, um auf die Trans-
formationen hinzuweisen, denen die Bedeutung von Begriffen an verschiedenen
Orten, zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kontexten unterliegt. Vor
dem Hintergrund ihres Entwurfs der Kulturanalyse plädiert Bal für eine »eine
ernsthafte Beschäftigung mit Begriffen« (Bal 2002: 9), bei der die unterschiedlichen
Bedeutungsvarianten freigelegt werden, die sich in vermeintlich klar umrissenen
Begriffen überlagern. Als Beispiel führt Bal den Begriff des Texts an: »In der Alltags-
sprache verbreitet, in der Literaturwissenschaft selbstverständlich, in der Anthro-
polo gie metaphorisch gebraucht, in Kunstgeschichte wie Filmwissenschaft ambiva-
lent zirkulierend und in der Musikwissenschaft vermieden, zieht dieser Begriff
Auseinandersetzungen und Kontroversen auf sich, die wunderbar anregend sein
können, wenn sie ›aufgearbeitet‹ werden. Doch wenn keine derartige Aufarbeitung
stattfindet, können die gleichen Verwendungen des Begriffs ›Text‹ zur Quelle von
Missverständnissen werden oder – schlimmer noch – zu unverstandener Partei-
nahme verlocken« (Bal 2002: 12).
3 | In der digitalen Medienkultur überlagern sich das Streben nach mehr Informa-
tionen und die Angst vor zu viel Informationen. David Gugerli hat beide gegenläufigen
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242