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Techno-Logik
Apparaturen, Architekturen, Verfahren
Der Computer als Medientechnologie rekonfiguriert die Versammlung von und den
Umgang mit Informationen. Im Übergang vom Analogen zum Digitalen gewinnen
Informationen zunehmend an Autonomie. Sie zirkulieren durch die globalen Com-
puternetzwerke und bieten unüberschaubare Möglichkeiten zur Selektion, Kom-
bination und Rekombination. Die Gesamtheit des Weltwissens ist – so scheint es
jedenfalls – in digitalen Datenbanken versammelt und kann aus diesen abgefragt
werden. Und mehr noch, aus vorhandenen Informationen können neue geschöpft
werden, sodass digitale Datenbanken nicht nur als enormer Informationsspeicher
dienen, sondern auch als Ressource respektive Basis für das Entdecken neuer
Informationen. Dies nur als einen Effekt der Digitalisierung und der damit ein-
hergehenden Entmaterialisierung von Informationen zu betrachten würde zu kurz
greifen. Denn der vermeintlichen Immaterialität digitaler Informationen steht ihre
fortwährende Materialität entgegen, die bedingt, was in Computern auf welche
Weise als Information verwaltet und verarbeitet werden kann.
Wenn im Folgenden nach der Techno-Logik digitaler Datenbanken gefragt
wird, sollen die materiellen Voraussetzungen der computertechnischen Ver-
waltung digitaler Informationen beleuchtet werden. Den Ausgangspunkt bildet die
Betrachtung der Festplatte als hardwaretechnischer Horizont, vor dem sich die Ent-
wicklung digitaler Datenbanken abzeichnet. Die Einführung der Festplatte in den
1950er Jahren eröffnete nicht nur Möglichkeiten für vielfältige neuartige Computer-
anwendungen, sondern brachte auch Herausforderungen mit sich, die die Entwick-
lung von Datenbankmanagementsystemen (DBMS) zur Folge hatten. Durch die
besondere Betrachtung der Festplatte als einer spezifischen Speichertechnologie
sollen andere medienhistorisch ebenso bedeutsame Entwicklungen im Bereich
der Computerhardware jedoch nicht marginalisiert werden. Das Ziel ist vielmehr,
die Bedeutung einer Technologie herauszustellen, die in der Mediengeschichte des
Computers bisher noch nicht hinreichend gewürdigt wurde.
Davon ausgehend wird im Abschnitt »Datenbankmodelle« die Entwicklung der
ANSI/X3/SPARC-Datenbankarchitektur nachgezeichnet, welche die konzeptuelle,
aber auch idealisierte Grundlage der Verwaltung von Informationssammlungen in
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242