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Banken, Basen, Reservoirs
Information Storage and Retrieval
Anfang der 1960er Jahre wurde die Speicherung und Abfrage großer Informati-
onssammlungen in Computern auf den Begriff Datenbank gebracht. Ihre Konzep-
tion ist eng mit der theoretischen Beschreibung, technischen Implementierung und
kommerziellen Distribution von Computern verbunden, geht jedoch nicht gänzlich
darin auf. Die Entwicklung von Datenbanken wurde durch die Hoffnung beför-
dert, »dass alle relevanten internen oder externen, vergangenen oder zukünftigen,
wirtschaftlichen oder menschlichen Informationen in einer einzigen Struktur
untergebracht werden können« (Haigh 2007: 60). Dieser Wunsch bildet, obwohl un-
eingelöst, das Imaginäre digitaler Datenbanken, das nicht nur die Speicherung aller
möglichen Informationen, sondern auch deren universelle Verwendung möglich
erscheinen lässt. Im Zentrum dieses Versprechens steht ein generalisierter, abs-
trakter und reifizierter Informationsbegriff, der aus der Nachrichtentheorie und
Kybernetik heraus entstand (vgl. Hayles 1999: 50ff.; Bowker 1994) und durch das
sich neu formierende Forschungsgebiet des Information Retrieval auf den Bereich
digitaler Datenbanken übertragen wurde.1
Im Folgenden sollen die Konturen dieses Informationsbegriffs nachgezeichnet
werden. Hierbei wird die These vertreten, dass Information keinesfalls ein ein-
heitliches Konzept und damit auch keine einheitliche Größe darstellt, welche als
uniforme Basis medientechnischer Innovationen und medialer Praktiken dient.
1 | Zwischen dem Aufkommen des abstrakten Informationsbegriffs und der Formu-
lierung der Idee digitaler Datenbanken sowie ihrer technischen Realisierung
lässt sich nicht nur eine Verbindungslinie knüpfen. So hat Thomas Haigh in einer
Reihe von Publikationen die Genese der Datenbankidee mit Informationsutopien
des Managementdiskurses der 1950er Jahre in Verbindung gebracht. Da es im
Folgenden nicht darum geht, eine möglichst umfassende (Vor-)Geschichte der
Datenbank zu schreiben, sei an dieser Stelle auf die sozial- und technikhistorischen
Arbeiten von Haigh verwiesen (vgl. 2001a, 2001b, 2007, 2009).
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242