Seite - 53 - in Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928 - Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
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Am 24. Juni 1896 gratulierte Käthe ihrem Bruder Ludwig aus Linz zur „ehrenden Auszeichnung
durch die bairische Regierung“. Sie hätten es von ihrem Schwager Rudolferfahren, der ihnen die
„Pharmazeutische Post“ gezeigt hatte.242
Als ihr Bruder Ludwig 1897 heiratete, musste Käthe Tscherne ihre Teilnahme an der Hochzeit
absagen, da ihr „das Fräulein Gouvernante“ einen Strich durch die Rechnung gemacht habe, und sie
die Kinder nicht einer Fremden überlassen wollte. Sie hätten dem Brautpaar Ludwig und Louise in
Wien eine Wanduhr gekauft, und hofften, die Brautleute würden in ihrem neuen Heim ein
Plätzchen dafür finden. Dieser Brief schloss mit dem Satz „Viele Grüße von meinem Fritz. Deine
SchwesterKäthe.“ 243
Dass sie immer wieder Dinge, Geschenke nach Innsbruck sandte, geht ua aus dem Brief vom 28.
Dezember 1898 hervor, als sie Ludwig bat, falls ein Bekannter nach Linz käme und bereit wäre
etwas mitzunehmen, ihn zu ihr zu schicken.244
Aus Anlass des Todes seines Sohnes Friedrich Johann ließ Tscherne1911 eine außergewöhnliche
Gruft auf dem St. Barbara-Friedhof in Linz errichten. Sie gilt als schönste und einzige begehbare
des Friedhofes und soll laut Aussage Frau Margarete Rötzers und der Friedhofsverwaltung unter
Denkmalschutz stehen.245
Frau Heimerl wusste aus Erzählungen, dass Tscherne wegen des kranken Sohnes zahlreiche
hervorragende Ärzte konsultiert und Spenden getätigt hatte. Tschernes waren in ihrer Frömmigkeit
zuversichtlich, so dem Sohn helfen zu können.246
Käthe Tscherne wird nachgesagt, dass sie sich ab dem Tod ihres Erstgeborenen, des Sohnes
Friedrich Johann im Alter von 20 Jahren, täglich auf den Friedhof fahren ließ, und in der relativ
geräumigen Gruftkammer auf einem Schemel kniend stundenlang gebetet habe. Beide Elternteile
verkrafteten den Tod des Sohnes nur schwer.247FriedrichTscherne soll bald nach diesem
Schicksalsschlag zum ersten Mal des Herzens wegen zusammengebrochen sein. Er schonte sich
nicht, arbeitete Tag und Nacht, wohl auch um abgelenkt zu sein. Das Personal, vor allem
Kindermädchen und eine zusätzliche Gouvernante versorgten die übrigen Tscherne- Kinder,
während die Eltern ihre Trauer verarbeiteten. Es gab nur noch selten Gesellschaftseinladungen, er
spielte kaum mehr Tennis, wurde korpulenter.248Nur mit Josef Weingärtner soll er gelegentlich auf
dem Tscherne´schen Tennisplatz im Hagen ein freundschaftliches Spiel ausgetragen haben.
Weingärtner, selbst kein wirklich begeisterter Spieler, mag damit versucht haben, den Freund
abzulenken.249
Die Kriegszeit brachte neuerlich Sorgen um die Söhne. Käthe teilte dem Bruder 1914 mit, dass sie
Fliegerkarten von Franz erhalten hatten, welche eher befriedigende Nachrichten brachten. Dass er
in Przemysl eingeschlossen war, deutete sie als möglichen Vorteil. Wenn nicht Kriegszeit wäre,
hätte sie noch im Spätherbst eine Fahrt nach Innsbruck erwogen.250
Auch Karl war einberufen worden. Laut Berman, Rienmüller und Sprung war er in der Kriegszeit
einmal samt seinem eigenen Pferd, einmal mit Auto einberufen worden.251
Vom Wesen her war Friedrich Tscherne übergenau, streng und verlangte Angestellten und Kindern
viel ab, wirkte zuweilen überaus sparsam bis fast geizig, jedoch in erster Linie aus erzieherischen
Erwägungen. Jeder sollte lernen, dass Luxus und Wohlergehen auch an Leistungen gebunden und
durchaus nicht selbstverständlich anzunehmen seien. Von Karl Tscherne und seinem Vater
242FAW, KT > LW, dat. Linz, 24. Juni 1886.
243FAW, KT > LW, dat. 14. April 1897.
244FAW, KT > LW, dat. 28. Dezember 1898.
245Rötzer, PI 4. März 2008.
246Heimerl, PI 14. Juni 1997.
247 Rötzer, PI 4. März 2008.
248Heimerl, PI 14. Juni 1997.
249Hirschfeld, PI 4. Juni 1999; Heimerl, 4. Juni 1997.
250FAW, KT > LW, dat. 30. Dezember 1914.
251 Berman, Rienmüller, Sprung, PI 2011.
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Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928
Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
- Titel
- Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928
- Untertitel
- Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.01 x 29.71 cm
- Seiten
- 170
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 4
- Herkunft 6
- Friedrich Georg Tscherne und Familie 22
- Berufliche Entwicklung und Erfolge 64
- Ehrenämter, Mitgliedschaften, Titel, Vereinsarbeit 73
- Der Heimatforscher Friedrich Tscherne 79
- Das Wohnhaus Hauptplatz 15 (30) 81
- Die Sommervilla Hagen 91
- Zusammenfassung 114
- Literaturnachweis 116
- Abkürzungsverzeichnis 119
- Anhang (Stammtafel, Bildmaterial, Firmenbuch, Preisliste) 120