Seite - 86 - in Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928 - Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
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rechts sind die Pilaster zur Ausgleichung des größeren Fensterabstandes (ehemalige Häusergrenze)
gekuppelt“. Ein dreiseitiger Eckerker mit geschweiftem Dach leitet in die Pfarrgasse über. Die
Seitenfront in der Pfarrgasse ist durch Blendfelder im Verputz gegliedert. Ein Schwibbogen
überspannt hier die Pfarrgasse.430
Interessanterweise kreuzten sich Wege und Geschicke von Besitzern der Herrschaft Hagen immer
wieder mit jenen von Personen und Persönlichkeiten, die vor oder nach einem bestimmten
Zeitpunkt durch gewisse Objekte gleichsam in Verbindung traten. Wie das Haus auf dem
Hauptplatz etwa drei Jahrhunderte vor Tscherne Eigentum des Linzer Bürgermeisters Niclas
Khueperger, und seiner Gemahlin Salome war, welche Schloss und Grundherrschaft Hagen
besaßen, so erwarb Tscherne seinerseits das „Moserhäusel“ im Hagen, welches ehedem Khueperger
untertan war, und baute es zur „Villa Tscherne“ aus.
Betreffend den Bau des Tscherne´schen Wohnhauses ist aufgrund der Aussage der Familie Rötzer
zu bemerken, dass laut Expertenmeinung bei einem Aus- und Umbau ein Teil der alten Stadtmauer
in ihm verwendet worden ist. Möglicherweise gehe letztere auf die Zeit der Erneuerung durch
Friedrich III. (ab 1477) zurück.431Beim Bau der großen Tiefgarage am Hauptplatz habe man
gesehen, dass die Grundmauern des Hauses über 3 m dick waren, was auf Reste der alten
Stadtmauer hinweise. Leider seien keine diesbezüglichen Niederschriften vorhanden.432 Für obige
Aussage spricht auch der Vermerk bei Kreczi bzgl des nahegelegenen Weissenwolff´schen
Freihauses: „Bemerkenswert ist, daß das Haus rückwärts auf der Stadtmauer steht“.433
Architektonisch erwähnenswert erscheinen der Erker außen an der Ecke zur Pfarrgasse und dessen
turmartiges Dach, sowie die Säulen im Inneren des Gebäudes. Einer der Säulenräume diente
Tscherne als Wohngemach (s. Abb.).Die Säulen gaben und geben noch heute dem Raum eine
exquisite Note, wie Friedrich Tscherne sie bevorzugte. Sein ehemaliger Wohnbereich lässt noch
heute die vornehm-gediegene, besondere Atmosphäre des Tscherne´schen Domizils erkennen.
Etliche Fotografien (s. Abb.) zeigen kostbare Kästen samt Inhalt, eine gedrechselte zaunartige
Absperrung mit Durchgang zu den Fensternischen hin, welche als gemütliche Sitznischen gestaltet
waren, hochlehnige Chaiselongue-artige, mit Drechselzier versehene Sitzelemente, zahlreiche
Bilder, einen dunklen prachtvoll geschnitzten Schreibtisch, Kleinmöbel, schöne Holzdecken,
herrliche Kachelöfen, usw..434Das alte Haus hat wohl diese beiden herausragenden Linzer
Persönlichkeiten, Khueperger und Tscherne würdig beherbergt, beide letzten Endes in Bezug auf
Hagen peripher in Verbindung gebracht, wo Tscherne´s prachtvolle Villa als noch bescheidenes
Haus zum damals bereits zum Schloss ausgebauten, im Besitze Khuepergers bzw seiner
Nachkommen befindlichen Landgute Hagen gehörte.
Das Tscherne´sche Wohnhaus trug 1781 die Nr. 47; 1835 die Nr. 148; 1873 Franz Joseph Platz
15;1921 Platz des 12. November, 30; 1934 wieder Franz-Josephs-Platz 30;1938 Adolf Hitler Platz
30;1945 Hauptplatz 30/ Pfarrgasse 2 (und 4).Es befand sich noch bis 2009 in Familienbesitz,
gehörte zuletzt zum überwiegenden Teil den Nachkommen von Tscherne´s Tochter Martha, der
Familie Rötzer, und zum Teil der Familie Sprung.435
Das Haus Pfarrgasse 2 / Hauptplatz 15 (zuvor Haus Nr. 148) war seit 21. Juli 1869 im Besitz
Johann Tschernes, der es von Josef Fürthner erworben hatte. Bereits am 3. August 1869 begann
430Ö. Kunsttopographie, Bd XLII, 218, 217. Der Schwibbogen, vormals in Höhe des 2. Obergeschosses, wurde 1956
entfernt und danach fälschlich tiefer gesetzt.
431 Vgl Schmidt, Linzer Kunstchronik, 9. Auch Dr. Norbert Wibiral, BDA Linz, PI November 2002.
432Rötzer, PI3. März 2008.
433Kreczi, Häuserchronik, S. 203/S. 145, Adolf-Hitler-Platz Nr. 27(18)/ Domgasse 16.
434Rötzer, PI, PA.
435Rötzer, PI 23. Februar 2011. Kaufvertrag 31. Juli 2009. Sprung Cornelia, PI 18. Mai 2011.
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Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928
Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
- Titel
- Der kaiserliche Rat Friedrich Tscherne 1862-1928
- Untertitel
- Ein bedeutender Sohn der Stadt Linz
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.01 x 29.71 cm
- Seiten
- 170
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 4
- Herkunft 6
- Friedrich Georg Tscherne und Familie 22
- Berufliche Entwicklung und Erfolge 64
- Ehrenämter, Mitgliedschaften, Titel, Vereinsarbeit 73
- Der Heimatforscher Friedrich Tscherne 79
- Das Wohnhaus Hauptplatz 15 (30) 81
- Die Sommervilla Hagen 91
- Zusammenfassung 114
- Literaturnachweis 116
- Abkürzungsverzeichnis 119
- Anhang (Stammtafel, Bildmaterial, Firmenbuch, Preisliste) 120