Page - 11 - in Amerika
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»Es ist alles Wort für Wort richtig«, sagte der Heizer, ehe ihn noch jemand
gefragt, ja ehe man noch überhaupt auf ihn hingesehen hatte. Diese
Übereiltheit des Heizers wäre ein großer Fehler gewesen, wenn nicht der Herr
mit den Orden, der, wie es jetzt Karl aufleuchtete, jedenfalls der Kapitän war,
offenbar mit sich bereits übereingekommen wäre, den Heizer anzuhören. Er
streckte nämlich die Hand aus und rief dem Heizer zu: »Kommen Sie her!«
mit einer Stimme, fest, um mit einem Hammer darauf zu schlagen. Jetzt hing
alles vom Benehmen des Heizers ab, denn was die Gerechtigkeit seiner Sache
anlangte, an der zweifelte Karl nicht.
Glücklicherweise zeigte sich bei dieser Gelegenheit, daß der Heizer schon
viel in der Welt herumgekommen war. Musterhaft ruhig nahm er aus seinem
Köfferchen mit dem ersten Griff ein Bündelchen Papiere sowie ein
Notizbuch, ging damit, als verstünde sich das von selbst, unter vollständiger
Vernachlässigung des Oberkassiers, zum Kapitän und breitete auf dem
Fensterbrett seine Beweismittel aus. Dem Oberkassier blieb nichts übrig, als
sich selbst hinzubemühn. »Der Mann ist ein bekannter Querulant«, sagte er
zur Erklärung, »er ist mehr in der Kassa als im Maschinenraum. Er hat
Schubal, diesen ruhigen Menschen, ganz zur Verzweiflung gebracht. Hören
Sie einmal!« wandte er sich an den Heizer, »Sie treiben Ihre Zudringlichkeit
doch schon wirklich zu weit. Wie oft hat man Sie schon aus den
Auszahlungsräumen hinausgeworfen, wie Sie es mit Ihren ganz, vollständig
und ausnahmslos unberechtigten Forderungen verdienen! Wie oft sind Sie
von dort in die Hauptkassa gelaufen gekommen! Wie oft hat man Ihnen im
guten gesagt, daß Schubal Ihr unmittelbarer Vorgesetzter ist, mit dem allein
Sie sich als ein Untergebener abzufinden haben! Und jetzt kommen Sie gar
noch her, wenn der Herr Kapitän da ist, schämen sich nicht, sogar ihn zu
belästigen, sondern entblöden sich nicht einmal, als eingelernten Stimmführer
Ihrer abgeschmackten Beschuldigungen diesen Kleinen mitzubringen, den ich
überhaupt zum erstenmal auf dem Schiffe sehe!«
Karl hielt sich mit Gewalt zurück, vorzuspringen. Aber schon war auch der
Kapitän da, welcher sagte: »Hören wir den Mann doch einmal an. Der
Schubal wird mir sowieso mit der Zeit viel zu selbständig, womit ich aber
nichts zu Ihren Gunsten gesagt haben will.« Das letztere galt dem Heizer, es
war nur natürlich, daß er sich nicht sofort für ihn einsetzen konnte, aber alles
schien auf dem richtigen Wege. Der Heizer begann seine Erklärungen und
überwand sich gleich am Anfang, indem er Schubal mit »Herr« titulierte. Wie
freute sich Karl am verlassenen Schreibtisch des Oberkassiers, wo er eine
Briefwaage immer wieder niederdrückte vor lauter Vergnügen. – Herr
Schubal ist ungerecht! Herr Schubal bevorzugt die Ausländer! Herr Schubal
verwies den Heizer aus dem Maschinenraum und ließ ihn Klosette reinigen,
was doch gewiß nicht des Heizers Sache war! – Einmal wurde sogar die
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Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik