Page - 13 - in Amerika
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der Hafenbehörde hielten schon den Offizier an ihrem Tisch und machten
keine Miene, ihn je wieder loszulassen, der Oberkassier wurde sichtlich nur
durch die Ruhe des Kapitäns vor dem Dreinfahren zurückgehalten, der Diener
erwartete in Habachtstellung jeden Augenblick einen auf den Heizer
bezüglichen Befehl seines Kapitäns.
Da konnte Karl nicht mehr untätig bleiben. Er ging also langsam zu der
Gruppe hin und ĂĽberlegte im Gehen nur desto schneller, wie er die Sache
möglichst geschickt angreifen könnte. Es war wirklich höchste Zeit, noch ein
kleines Weilchen nur, und sie konnten ganz gut beide aus dem BĂĽro fliegen.
Der Kapitän mochte ja ein guter Mann sein und überdies gerade jetzt, wie es
Karl schien, irgendeinen besonderen Grund haben, sich als gerechter
Vorgesetzter zu zeigen, aber schlieĂźlich war er kein Instrument, das man in
Grund und Boden spielen konnte – und gerade so behandelte ihn der Heizer,
allerdings aus seinem grenzenlos empörten Innern heraus.
Karl sagte also zum Heizer: »Sie müssen das einfacher erzählen, klarer, der
Herr Kapitän kann es nicht würdigen, so wie Sie es ihm erzählen. Kennt er
denn alle Maschinisten und Laufburschen beim Namen oder gar beim
Taufnamen, daĂź er, wenn Sie nur einen solchen Namen aussprechen, gleich
wissen kann, um wen es sich handelt? Ordnen Sie doch Ihre Beschwerden,
sagen Sie die wichtigste zuerst und absteigend die anderen, vielleicht wird es
dann überhaupt nicht mehr nötig sein, die meisten auch nur zu erwähnen. Mir
haben Sie es doch immer so klar dargestellt!« ›Wenn man in Amerika Koffer
stehlen kann, kann man auch hie und da lügen‹, dachte er zur Entschuldigung.
Wenn es aber nur geholfen hätte! Ob es nicht auch schon zu spät war? Der
Heizer unterbrach sich zwar sofort, als er die bekannte Stimme hörte, aber mit
seinen Augen, die ganz von Tränen der beleidigten Mannesehre, der
schrecklichen Erinnerungen, der äußersten gegenwärtigen Not verdeckt
waren, konnte er Karl schon nicht einmal mehr gut erkennen. Wie sollte er
auch jetzt – Karl sah das schweigend vor dem jetzt Schweigenden wohl ein –,
wie sollte er auch jetzt plötzlich seine Redeweise ändern, da es ihm doch
schien, als hätte er alles, was zu sagen war, ohne die geringste Anerkennung
schon vorgebracht und als habe er andererseits noch gar nichts gesagt und
könne doch den Herren jetzt nicht zumuten, noch alles anzuhören. Und in
einem solchen Zeitpunkt kommt noch Karl, sein einziger Anhänger, daher,
will ihm gute Lehren geben, zeigt ihm aber statt dessen, daĂź alles, alles
verloren ist.
›Wäre ich früher gekommen, statt aus dem Fenster zu schauen!‹ sagte sich
Karl, senkte vor dem Heizer das Gesicht und schlug die Hände an die
Hosennaht, zum Zeichen des Endes jeder Hoffnung.
Aber der Heizer miĂźverstand das, witterte wohl in Karl irgendwelche
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book Amerika"
Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik