Page - 16 - in Amerika
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die ihnen so ergebenen Augen sehn? Unsichere Fragen und ungeeignetster
Augenblick, sie zu stellen!
»Ich komme, weil ich glaube, daà mich der Heizer irgendwelcher
Unredlichkeiten beschuldigt. Ein MĂ€dchen aus der KĂŒche sagte mir, sie hĂ€tte
ihn auf dem Wege hierher gesehen. Herr KapitÀn und Sie alle meine Herren,
ich bin bereit, jede Beschuldigung an der Hand meiner Schriften, nötigenfalls
durch Aussagen unvoreingenommener und unbeeinfluĂter Zeugen, die vor der
TĂŒre stehen, zu widerlegen.« So sprach Schubal. Das war allerdings die klare
Rede eines Mannes, und nach der VerÀnderung in den Mienen der Zuhörer
hÀtte man glauben können, sie hörten zum erstenmal nach langer Zeit wieder
menschliche Laute. Sie bemerkten freilich nicht, daà selbst diese schöne Rede
Löcher hatte. Warum war das erste sachliche Wort, das ihm einfiel,
»Unredlichkeiten«? HĂ€tte vielleicht die Beschuldigung hier einsetzen mĂŒssen,
statt bei seinen nationalen Voreingenommenheiten? Ein MĂ€dchen aus der
KĂŒche hatte den Heizer auf dem Weg ins BĂŒro gesehen, und Schubal hatte
sofort begriffen? War es nicht das SchuldbewuĂtsein, das ihm den Verstand
schÀrfte? Und Zeugen hatte er gleich mitgebracht und nannte sie noch
auĂerdem unvoreingenommen und unbeeinfluĂt? Gaunerei, nichts als
Gaunerei! Und die Herren duldeten das und anerkannten es noch als richtiges
Benehmen? Warum hatte er zweifellos sehr viel Zeit zwischen der Meldung
des KĂŒchenmĂ€dchens und seiner Ankunft hier verstreichen lassen? Doch zu
keinem anderen Zwecke, als damit der Heizer die Herren so ermĂŒde, daĂ sie
allmÀhlich ihre klare Urteilskraft verlören, welche Schubal vor allem zu
fĂŒrchten hatte. Hatte er, der sicher schon lange hinter der TĂŒr gestanden, nicht
erst im Augenblick geklopft, als er infolge der nebensÀchlichen Frage jenes
Herrn hoffen durfte, der Heizer sei erledigt?
Alles war klar und wurde ja auch von Schubal wider Willen so dargeboten,
aber den Herren muĂte man es anders, noch handgreiflicher zeigen. Sie
brauchen AufrĂŒttelung. Also, Karl, rasch, nĂŒtze wenigstens die Zeit aus, ehe
die Zeugen auftreten und alles ĂŒberschwemmen!
Eben aber winkte der KapitĂ€n dem Schubal ab, der daraufhin sofort â denn
seine Angelegenheit schien fĂŒr ein Weilchen aufgeschoben zu sein â
beiseitetrat und mit dem Diener, der sich ihm gleich angeschlossen hatte, eine
leise Unterhaltung begann, bei der es an Seitenblicken nach dem Heizer und
Karl sowie an den ĂŒberzeugtesten Handbewegungen nicht fehlte. Schubal
schien so seine nĂ€chste Rede einzuĂŒben.
»Wollten Sie nicht den jungen Menschen etwas fragen, Herr Jakob?« sagte
der KapitÀn unter allgemeiner Stille zu dem Herrn mit dem
Bambusstöckchen.
»Allerdings«, sagte dieser, mit einer kleinen Neigung fĂŒr die
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Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, ErzÀhlung
- Categories
- Weiteres Belletristik