Page - 23 - in Amerika
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Sache der Disziplin. Beides und ganz besonders das letztere unterliegt hier
der Beurteilung des Herrn Kapitäns.«
»So ist es«, murmelte der Heizer. Wer es merkte und verstand, lächelte
befremdet.
»Wir aber haben überdies den Herrn Kapitän in seinen Amtsgeschäften, die
sich sicher gerade bei der Ankunft in New York unglaublich häufen, so sehr
schon behindert, daß es höchste Zeit für uns ist, das Schiff zu verlassen, um
nicht zum Überfluß auch noch durch irgendwelche höchst unnötige
Einmischung diese geringfügige Zänkerei zweier Maschinisten zu einem
Ereignis zu machen. Ich begreife deine Handlungsweise, lieber Neffe,
übrigens vollkommen, aber gerade das gibt mir das Recht, dich eilends von
hier fortzuführen.«
»Ich werde sofort ein Boot für Sie flottmachen lassen«, sagte der Kapitän,
ohne zum Erstaunen Karls auch nur den kleinsten Einwand gegen die Worte
des Onkels vorzubringen, die doch zweifellos als eine Selbstdemütigung des
Onkels angesehen werden konnten. Der Oberkassier eilte überstürzt zum
Schreibtisch und telephonierte den Befehl des Kapitäns an den Bootsmeister.
›Die Zeit drängt schon‹, sagte sich Karl, ›aber ohne alle zu beleidigen, kann
ich nichts tun. Ich kann doch jetzt den Onkel nicht verlassen, nachdem er
mich kaum wiedergefunden hat. Der Kapitän ist zwar höflich, aber das ist
auch alles. Bei der Disziplin hört seine Höflichkeit auf, und der Onkel hat ihm
sicher aus der Seele gesprochen. Mit Schubal will ich nicht reden, es tut mir
sogar leid, daß ich ihm die Hand gereicht habe. Und alle anderen Leute hier
sind Spreu.‹
Und er ging langsam in solchen Gedanken zum Heizer, zog dessen rechte
Hand aus dem Gürtel und hielt sie spielend in der seinen.
»Warum sagst du denn nichts?« fragte er. »Warum läßt du dir alles
gefallen?«
Der Heizer legte nur die Stirn in Falten, als suche er den Ausdruck für das,
was er zu sagen habe. Im übrigen sah er auf Karls und seine Hand hinab.
»Dir ist ja unrecht geschehen wie keinem auf dem Schiff, das weiß ich
genau.« Und Karl zog seine Finger hin und her zwischen den Fingern des
Heizers, der mit glänzenden Augen ringsumher schaute, als widerfahre ihm
eine Wonne, die ihm aber niemand verübeln möge.
»Du mußt dich aber zur Wehr setzen, ja und nein sagen, sonst haben doch
die Leute keine Ahnung von der Wahrheit. Du mußt mir versprechen, daß du
mir folgen wirst, denn ich selbst, das fürchte ich mit vielem Grund, werde dir
gar nicht mehr helfen können.« Und nun weinte Karl, während er die Hand
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Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik