Page - 56 - in Amerika
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hinweg, die uns hier von New York trennen.«
»Bitte, Herr Green«, sagte Karl und näherte sich mit Selbstüberwindung
Herrn Green. »Ich höre aus Ihren Worten heraus, daß Sie es auch für das beste
halten, wenn ich gleich zurückkehre.«
»Das habe ich durchaus nicht gesagt«, meinte Herr Green und vertiefte sich
in das Anschauen des Briefes, an dessen Rändern er mit zwei Fingern hin und
her fuhr. Er schien damit andeuten zu wollen, daß er von Herrn Pollunder
gefragt worden sei, ihm auch geantwortet habe, während er mit Karl
eigentlich nichts zu tun habe.
Inzwischen war Herr Pollunder zu Karl getreten und hatte ihn sanft von
Herrn Green weg zu einem der großen Fenster gezogen. »Lieber Herr
Roßmann,« sagte er, zu Karls Ohr hinabgebeugt, und wischte zur
Vorbereitung mit dem Taschentuch über sein Gesicht, und bei der Nase
innehaltend, schneuzte er sich. »Sie werden doch nicht glauben, daß ich Sie
gegen Ihren Willen hier zurückhalten will. Davon ist ja keine Rede. Das
Automobil kann ich Ihnen zwar nicht zur Verfügung stellen, denn es steht
weit von hier in einer öffentlichen Garage, da ich noch keine Zeit hatte, hier,
wo alles erst im Werden ist, eine eigene Garage einzurichten. Der Chauffeur
wiederum schläft nicht hier im Haus, sondern in der Nähe der Garage, ich
weiß wirklich selbst nicht, wo. Außerdem ist es gar nicht seine Pflicht, jetzt
zu Hause zu sein, seine Pflicht ist es nur, früh zur rechten Zeit hier
vorzufahren. Aber das alles wären keine Hindernisse für Ihre augenblickliche
Heimkehr, denn wenn Sie darauf bestehen, begleite ich Sie sofort zur
nächsten Station der Stadtbahn, die allerdings so weit entfernt ist, daß Sie
nicht viel früher zu Hause ankommen dürften, als wenn Sie früh – wir fahren
ja schon um sieben Uhr – mit mir in meinem Automobil fahren wollen.«
»Da möchte ich, Herr Pollunder, doch lieber mit der Stadtbahn fahren«,
sagte Karl. »An die Stadtbahn habe ich gar nicht gedacht. Sie sagen selbst,
daß ich mit der Stadtbahn früher ankomme, als früh mit dem Automobil.«
»Es ist aber ein ganz kleiner Unterschied.«
»Trotzdem, trotzdem, Herr Pollunder«, sagte Karl, »ich werde in
Erinnerung an Ihre Freundlichkeit immer gerne herkommen, vorausgesetzt
natürlich, daß Sie mich nach meinem heutigen Benehmen noch einladen
wollen, und vielleicht werde ich es nächstens besser ausdrücken können,
warum heute jede Minute, um die ich meinen Onkel früher sehe, für mich so
wichtig ist.« Und als hätte er bereits die Erlaubnis zum Weggehen erhalten,
fügte er hinzu: »Aber keinesfalls dürfen Sie mich begleiten. Es ist auch ganz
unnötig. Draußen ist ein Diener, der mich gern zur Station begleiten wird.
Jetzt muß ich nur noch meinen Hut suchen.« Und bei den letzten Worten
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Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik