Page - 72 - in Amerika
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aber schon mit ihnen zusammen, die einen halben Dollar als Erlös auf den
Tisch legten, dabei aber so fröhliche Gesichter machten, daß man sich
unmöglich dazu überreden konnte, sie hätten bei dem Verkauf nicht auch
ihren Verdienst gehabt, und zwar einen ärgerlich großen.
Es war übrigens keine Zeit, sich darüber auszusprechen, denn die
Zimmerfrau kam herein, genau so verschlafen wie in der Nacht, und trieb alle
drei auf den Gang hinaus, mit der Erklärung, daß das Zimmer für neue Gäste
hergerichtet werden müsse. Davon war aber natürlich keine Rede, sie handelte
nur aus Bosheit. Karl, der seinen Koffer gerade hatte ordnen wollen, mußte
zusehen, wie die Frau seine Sachen mit beiden Händen packte und mit einer
Kraft in den Koffer warf, als seien es irgendwelche Tiere, die man zum
Kuschen bringen mußte. Die beiden Schlosser machten sich zwar um sie zu
schaffen, zupften sie an ihrem Rock, beklopften ihren Rücken, aber wenn sie
die Absicht hatten, Karl damit zu helfen, so war das ganz verfehlt. Als die
Frau den Koffer zugeklappt hatte, drückte sie Karl den Halter in die Hand,
schüttelte die Schlosser ab und jagte alle drei mit der Drohung aus dem
Zimmer, daß sie, wenn sie nicht folgten, keinen Kaffee bekommen würden.
Die Frau mußte offenbar gänzlich vergessen haben, daß Karl nicht von allem
Anfang an zu den Schlossern gehört hatte, denn sie behandelte sie als eine
einzige Bande. Allerdings hatten die Schlosser Karls Kleid ihr verkauft und
damit eine gewisse Gemeinsamkeit erwiesen.
Auf dem Gange mußten sie lange hin und her gehen, und besonders der
Franzose, der sich in Karl eingehängt hatte, schimpfte ununterbrochen,
drohte, den Wirt, wenn er sich vorwagen sollte, niederzuboxen, und es schien
eine Vorbereitung dazu zu sein, daß er die geballten Fäuste rasend aneinander
rieb. Endlich kam ein unschuldiger kleiner Junge, der sich strecken mußte, als
er dem Franzosen die Kaffeekanne reichte. Leider war nur eine Kanne
vorhanden, und man konnte dem Jungen nicht begreiflich machen, daß noch
Gläser erwünscht wären. So konnte immer nur einer trinken und die beiden
anderen standen vor ihm und warteten. Karl hatte keine Lust zu trinken,
wollte aber die anderen nicht kränken und stand also, wenn er an der Reihe
war, untätig da, die Kanne an den Lippen.
Zum Abschied warf der Irländer die Kanne auf die steinernen Fliesen hin.
Sie verließen, von niemandem gesehen, das Haus und traten in den dichten,
gelblichen Morgennebel. Sie marschierten im allgemeinen still nebeneinander
am Rande der Straße, Karl mußte seinen Koffer tragen, die anderen würden
ihn wahrscheinlich erst auf seine Bitte ablösen; hie und da schoß ein
Automobil aus dem Nebel, und die drei drehten ihre Köpfe nach den meist
riesenhaften Wagen, die so auffällig in ihrem Bau und so kurz in ihrer
Erscheinung waren, daß man nicht Zeit hatte, auch nur das Vorhandensein
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book Amerika"
Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik