Page - 80 - in Amerika
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zurückbog, mit seinem großen Hut Karls Rücken. Und dabei war so wenig
Hoffnung, vom Kellner etwas zu bekommen, selbst als die beiden plumpen
Nachbarn befriedigt weggegangen waren. Einigemal hatte Karl einen Kellner
über den Tisch hin bei der Schürze gefaßt, aber immer hatte sich der mit
verzerrtem Gesicht losgerissen. Keiner war zu halten, sie liefen nur und liefen
nur. Wenn wenigstens in der Nähe Karls etwas Passendes zum Essen und
Trinken gewesen wäre, er hätte es genommen, sich nach dem Preis erkundigt,
das Geld hingelegt und wäre mit Freude weggegangen. Aber gerade vor ihm
lagen nur Schüsseln mit heringartigen Fischen, deren schwarze Schuppen am
Rande goldig glänzten. Die konnten sehr teuer sein und würden
wahrscheinlich niemanden sättigen. Außerdem waren kleine Fäßchen mit
Rum erreichbar, aber Rum wollte er seinen Kameraden nicht bringen, sie
schienen schon sowieso bei jeder Gelegenheit nur auf den konzentriertesten
Alkohol auszugehen und darin wollte er sie nicht noch unterstützen.
Es blieb also Karl nichts übrig, als einen anderen Platz zu suchen und mit
seinen Bemühungen von vorne anzufangen. Nun aber war auch schon die Zeit
sehr vorgerückt. Die Uhr am anderen Ende des Saales, deren Zeiger man bei
scharfem Hinsehen durch den Rauch gerade noch erkennen konnte, zeigte
schon neun vorüber. Anderswo am Büfett war aber das Gedränge noch größer
als an dem früheren, ein wenig abgelegenen Platz. Außerdem füllte sich der
Saal desto mehr, je später es wurde. Immer wieder zogen durch die Haupttüre
mit großem Hallo neue Gäste ein. An manchen Stellen räumten Gäste
selbstherrlich das Büfett ab und setzten sich aufs Pult und tranken einander
zu, es waren die besten Plätze, man übersah den ganzen Saal.
Karl drängte sich zwar noch weiter durch, aber eine eigentliche Hoffnung,
etwas zu erreichen, hatte er nicht mehr. Er machte sich Vorwürfe darüber, daß
er, der die hiesigen Verhältnisse nicht kannte, sich zu dieser Besorgung
angeboten hatte. Seine Kameraden würden ihn mit vollem Rechte auszanken
und gar noch denken, daß er, nur um Geld zu sparen, nichts mitgebracht hatte.
Nun stand er gar in einer Gegend, wo ringsherum an den Tischen warme
Fleischspeisen mit schönen, gelben Kartoffeln gegessen wurden; es war ihm
unbegreiflich, wie sich die Leute das verschafft hatten.
Da sah er ein paar Schritte vor sich eine ältere, offenbar zum Hotelpersonal
gehörige Frau, die lachend mit einem Gaste redete. Dabei arbeitete sie
fortwährend mit einer Haarnadel in ihrer Frisur herum. Sofort war Karl
entschlossen, seine Bestellung bei dieser Frau vorzubringen, schon weil sie
ihm als die einzige Frau im Saal eine Ausnahme vom allgemeinen Lärm und
Jagen bedeutete und dann auch aus dem einfachen Grunde, weil sie die
einzige Hotelangestellte war, die man erreichen konnte, vorausgesetzt
allerdings, daß sie nicht beim ersten Wort, das er an sie richten würde, in
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book Amerika"
Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik