Page - 106 - in Amerika
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jetzt sehr fein«, sagte Robinson und sah Karl lockend an.
»Laden Sie mich ein oder Delamarche?« fragte Karl.
»Ich und Delamarche. Wir sind darin einig«, sagte Robinson.
»Dann sage ich Ihnen und bitte Sie, Delamarche das gleiche auszurichten:
Unser Abschied war, wenn das nicht schon an und für sich klar gewesen sein
sollte, ein endgültiger. Sie beide haben mir mehr Leid getan als irgend
jemand. Haben Sie sich vielleicht in den Kopf gesetzt, mich auch weiterhin
nicht in Ruhe zu lassen?«
»Wir sind doch Ihre Kameraden«, sagte Robinson, und widerliche Tränen
der Trunkenheit stiegen ihm in die Augen. »Delamarche läßt Ihnen sagen, daß
er Sie für alles Frühere entschädigen will. Wir wohnen jetzt mit Brunelda
zusammen, einer herrlichen Sängerin.« Und im Anschluß daran wollte er
gerade ein Lied in hohen Tönen singen, wenn ihn nicht Karl noch rechtzeitig
angezischt hätte: »Schweigen Sie, aber augenblicklich; wissen Sie denn nicht,
wo Sie sind!«
»Roßmann«, sagte Robinson, nun rücksichtlich des Singens
eingeschüchtert, »ich bin doch Ihr Kamerad, sagen Sie, was Sie wollen. Und
nun haben Sie hier eine so schöne Position, könnten Sie mir einiges Geld
überlassen?«
»Sie vertrinken es ja bloß wieder«, sagte Karl, »da sehe ich in Ihrer Tasche
sogar irgendeine Branntweinflasche, aus der Sie gewiß, während ich weg war,
getrunken haben, denn anfangs waren Sie ja noch ziemlich bei Sinnen.«
»Das ist nur zur Stärkung, wenn ich auf einem Wege bin«, sagte Robinson
entschuldigend.
»Ich will Sie ja nicht mehr bessern«, sagte Karl.
»Aber das Geld!« sagte Robinson mit aufgerissenen Augen.
»Sie haben wohl von Delamarche den Auftrag bekommen, Geld
mitzubringen. Gut, ich gebe Ihnen Geld, aber nur unter der Bedingung, daß
Sie sofort von hier fortgehen und niemals mehr mich hier besuchen. Wenn Sie
mir etwas mitteilen wollen, schreiben Sie an mich. Karl Roßmann, Liftjunge,
Hotel Occidental, genügt als Adresse. Aber hier dürfen Sie, das wiederhole
ich, mich nicht mehr besuchen. Hier bin ich im Dienst und habe keine Zeit für
Besuche. Wollen Sie also das Geld unter dieser Bedingung?« fragte Karl und
griff in die Westentasche, denn er war entschlossen, das Trinkgeld der
heutigen Nacht zu opfern. Robinson nickte bloß zu der Frage und atmete
schwer. Karl deutete das unrichtig und fragte nochmals: »Ja oder nein?«
Da winkte ihn Robinson zu sich heran und flüsterte unter
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book Amerika"
Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik