Page - 127 - in Amerika
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Zukunft mußt du dir keine Sorgen machen, eher über die letztvergangene
Zeit.« Darauf klopfte sie ihm leicht auf die Schulter und ging zum
Oberkellner hinüber. Karl hob den Kopf und sah der großen, stattlichen Frau
nach, die sich in ruhigem Schritt und freier Haltung von ihm entfernte.
»Bist du denn gar nicht froh«, sagte Therese, die bei ihm zurückgeblieben
war, »daß alles so gut ausgefallen ist?«
»O ja«, sagte Karl und lächelte ihr zu, wußte aber nicht, warum er darüber
froh sein sollte, daß man ihn als einen Dieb wegschickte. Aus Theresens
Augen strahlte die reinste Freude, als sei es ihr ganz gleichgültig, ob Karl
etwas verbrochen hatte oder nicht, ob er gerecht beurteilt worden war oder
nicht, wenn man ihn nur gerade entwischen ließ, in Schande oder in Ehren.
Und so verhielt sich gerade Therese, die doch in ihren eigenen
Angelegenheiten so peinlich war und ein nicht ganz eindeutiges Wort der
Oberköchin wochenlang in ihren Gedanken drehte und untersuchte. Mit
Absicht fragte er: »Wirst du meinen Koffer gleich packen und wegschicken?«
Er mußte gegen seinen Willen vor Staunen den Kopf schütteln, so schnell
fand sich Therese in die Frage hinein, und die Überzeugung, daß in dem
Koffer Dinge waren, die man vor allen Leuten geheimhalten mußte, ließ sie
gar nicht nach Karl hinübersehen, gar nicht ihm die Hand reichen, sondern
nur flüstern: »Natürlich, Karl, gleich, gleich werde ich den Koffer packen.«
Und schon war sie davongelaufen.
Nun ließ sich aber Giacomo nicht mehr halten, und aufgeregt durch das
lange Warten, rief er laut: »Roßmann, der Mann wälzt sich unten im Gang
und will sich nicht wegschaffen lassen. Sie wollten ihn ins Krankenhaus
bringen lassen, aber er wehrt sich und behauptet, du würdest niemals dulden,
daß er ins Krankenhaus kommt. Man solle ein Automobil nehmen und ihn
nach Hause schicken, du würdest das Automobil bezahlen. Willst du?«
»Der Mann hat Vertrauen zu dir«, sagte der Oberkellner. Karl zuckte mit
den Schultern und zählte Giacomo sein Geld in die Hand. »Mehr habe ich
nicht«, sagte er dann.
»Ich soll dich auch fragen, ob du mitfahren willst«, fragte noch Giacomo,
mit dem Gelde klimpernd.
»Er wird nicht mitfahren«, sagte die Oberköchin.
»Also, Roßmann«, sagte der Oberkellner schnell und wartete gar nicht, bis
Giacomo draußen war, »du bist auf der Stelle entlassen.«
Der Oberportier nickte mehrere Male, als wären es seine eigenen Worte,
die der Oberkellner nur nachspreche.
»Die Gründe deiner Entlassung kann ich nicht laut aussprechen, denn sonst
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Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik