Page - 129 - in Amerika
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allerdings auch richtig war.
Karl fand schließlich auch keine Ursache, warum er sich gegen den Portier
wehren sollte. Was konnte ihm denn auch im Grunde noch geschehen?
Überdies bestanden die Wände der Portierloge ausschließlich aus
ungeheueren Glasscheiben, durch die man die im Vestibül
gegeneinanderströmende Menschenmenge deutlich sah, als wäre man mitten
unter ihnen. Ja, es schien in der ganzen Portierloge keinen Winkel zu geben,
in dem man sich vor den Augen der Leute verbergen konnte. So eilig es dort
draußen die Leute zu haben schienen, denn mit ausgestrecktem Arm und
gesenktem Kopf, mit spähenden Augen, mit hochgehaltenen Gepäckstücken
suchten sie ihren Weg, so versäumte doch kaum einer, einen Blick in die
Portierloge zu werfen, denn hinter deren Scheiben waren immer
Ankündigungen und Nachrichten ausgehängt, die sowohl für die Gäste als für
das Hotelpersonal Wichtigkeit hatten. Außerdem aber bestand noch ein
unmittelbarer Verkehr der Portierloge mit dem Vestibül, denn an zwei großen
Schiebefenstern saßen zwei Unterportiers und waren unaufhörlich damit
beschäftigt, Auskünfte in den verschiedensten Angelegenheiten zu erteilen.
Das waren geradezu überbürdete Leute, und Karl hätte behaupten wollen, daß
der Oberportier, wie er ihn kannte, sich in seiner Laufbahn um diese Posten
herumgewunden hatte. Diese zwei Auskunftserteiler hatten – von außen
konnte man sich das nicht richtig vorstellen – in der Öffnung des Fensters
immer zumindest zehn fragende Gesichter vor sich. Unter diesen zehn
Fragern, die immerfort wechselten, war oft ein Durcheinander von Sprachen,
als sei jeder einzelne von einem anderen Lande abgesandt. Immer fragten
einige gleichzeitig, immer redeten außerdem einzelne durcheinander. Die
meisten wollten etwas aus der Portierloge holen oder etwas dort abgeben, so
sah man immer auch ungeduldig fuchtelnde Hände aus dem Gedränge ragen.
Einmal hatte einer ein Begehren wegen irgendeiner Zeitung, die sich
unversehens von der Höhe aus entfaltete und für einen Augenblick alle
Gesichter verhüllte. All diesem mußten nun die zwei Unterportiers
standhalten. Bloßes Reden hätte für ihre Aufgabe nicht genügt, sie plapperten,
besonders der eine, ein düsterer Mann mit einem das ganze Gesicht
umgebenden dunklen Bart, gab die Auskunft ohne die geringste
Unterbrechung. Er sah weder auf die Tischplatte, wo er fortwährend
Handreichungen auszuführen hatte, noch auf das Gesicht dieses oder jenes
Fragers, sondern ausschließlich starr vor sich, offenbar um seine Kräfte zu
sparen und zu sammeln. Übrigens störte wohl sein Bart ein wenig die
Verständlichkeit seiner Rede, und Karl konnte in dem Weilchen, während
dessen er bei ihm stehenblieb, sehr wenig von dem Gesagten auffassen, wenn
es auch möglicherweise trotz dem englischen Beiklang gerade fremde
Sprachen waren, die er gebrauchen mußte. Außerdem beirrte es, daß sich eine
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book Amerika"
Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik