Page - 142 - in Amerika
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ein Augenzwinkern war seine einzige Bewegung. Der Bursche im Tor schlug
in die Hände vor Vergnügen, die Frau neben ihm gab ihm einen Stoß mit dem
Ellbogen, damit er ruhig sei. Die Gepäckträger hatten gerade Frühstückspause
und erschienen sämtlich mit großen Töpfen schwarzen Kaffees, in dem sie
mit Stangenbroten herumrührten. Einige setzten sich auf den Trottoirrand, alle
schlurften den Kaffee sehr laut.
»Sie kennen wohl den Jungen?« fragte der Polizeimann den Delamarche.
»Besser, als mir lieb ist«, sagte dieser. »Ich habe ihm seinerzeit viel Gutes
getan, er aber hat sich dafür sehr schlecht bedankt, was Sie wohl, selbst nach
dem ganz kurzen Verhör, das Sie mit ihm angestellt haben, leicht begreifen
werden.«
»Ja«, sagte der Polizeimann, »er scheint ein verstockter Junge zu sein.«
»Das ist er«, sagte Delamarche, »aber es ist das noch nicht seine
schlechteste Eigenschaft.«
»So?« sagte der Polizeimann.
»Ja«, sagte Delamarche, der nun im Reden war und dabei mit den Händen
in den Taschen seinen ganzen Mantel in schwingende Bewegung brachte,
»das ist ein feiner Hecht. Ich und mein Freund dort im Wagen, wir haben ihn
zufällig im Elend aufgegriffen, er hatte damals keine Ahnung von
amerikanischen Verhältnissen, er kam gerade aus Europa, wo man ihn auch
nicht hatte brauchen können; nun, wir schleppten ihn mit uns, ließen ihn mit
uns leben, erklärten ihm alles, wollten ihm einen Posten verschaffen, dachten,
trotz allen Anzeichen, die dagegen sprachen, noch einen brauchbaren
Menschen aus ihm zu machen, da verschwand er einmal in der Nacht, war
einfach weg, und das unter Begleitumständen, die ich lieber verschweigen
will. War es so oder nicht?« fragte Delamarche schließlich und zupfte Karl
am Hemdärmel.
»Zurück, ihr Kinder!« rief der Polizeimann, denn diese hatten sich so weit
vorgedrängt, daß Delamarche fast über eines gestolpert wäre. Inzwischen
waren auch die Gepäckträger, die bisher die Interessantheit dieses Verhörs
unterschätzt hatten, aufmerksam geworden und hatten sich in dichtem Ring
hinter Karl versammelt, der nun auch nicht einen Schritt hätte zurücktreten
können und überdies unaufhörlich in den Ohren das Durcheinander der
Stimmen dieser Gepäckträger hatte, die in einem gänzlich unverständlichen,
vielleicht mit slawischen Worten untermischten Englisch mehr polterten als
redeten.
»Danke für die Auskunft«, sagte der Polizeimann und salutierte vor
Delamarche. »Jedenfalls werde ich ihn mitnehmen und dem Hotel Occidental
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Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik