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Wunsch Delamarches.«
»Und die Dienerschaft hat sie entlassen?« fragte Karl.
»Ganz richtig«, sagte Robinson. »Wo sollte man auch die Dienerschaft hier
unterbringen? Diese Diener sind ja sehr anspruchsvolle Herren. Einmal hat
Delamarche bei der Brunelda einen solchen Diener einfach mit Ohrfeigen aus
dem Zimmer getrieben, da ist eine nach der andern geflogen, bis der Mann
draußen war. Natürlich haben die anderen Diener sich mit ihm vereinigt und
vor der Tür Lärm gemacht, da ist Delamarche herausgekommen (ich war
damals nicht Diener, sondern Hausfreund, aber doch war ich mit den Dienern
beisammen) und hat gefragt: ›Was wollt ihr?‹ Der älteste Diener, ein gewisser
Isidor, hat daraufhin gesagt: ›Sie haben mit uns nichts zu reden, unsere Herrin
ist die gnädige Frau.‹ Wie du wahrscheinlich merkst, haben sie Brunelda
verehrt. Aber Brunelda ist, ohne sich um sie zu kümmern, zu Delamarche
gelaufen, sie war damals doch noch nicht so schwer wie jetzt, hat ihn vor
allen umarmt, geküßt und ›Liebster Delamarche‹ genannt. ›Und schick doch
schon diese Affen weg‹, hat sie endlich gesagt. Affen – das sollten die Diener
sein; stell dir die Gesichter vor, die sie da machten. Dann hat die Brunelda die
Hand Delamarches zu ihrer Geldtasche hingezogen, die sie am Gürtel trug,
Delamarche hat hineingegriffen und also angefangen, die Diener auszuzahlen;
die Brunelda hat sich nur dadurch an der Auszahlung beteiligt, daß sie mit der
offenen Geldtasche im Gürtel dabei gestanden ist. Delamarche mußte oft
hineingreifen, denn er verteilte das Geld, ohne zu zählen und ohne die
Forderungen zu prüfen. Schließlich sagte er: ›Da ihr also mit mir nicht reden
wollt, sage ich euch nur im Namen Bruneldas: Packt euch, aber sofort.‹ So
sind sie entlassen worden, es gab dann noch einige Prozesse, Delamarche
mußte sogar einmal zu Gericht, aber davon weiß ich nichts Genaueres. Nur
gleich nach dem Abschied der Diener hat Delamarche zu Brunelda gesagt:
›Jetzt hast du also keine Dienerschaft?‹ Sie hat gesagt: ›Aber da ist ja
Robinson.‹ Daraufhin hat Delamarche gesagt und hat mir dabei einen Schlag
auf die Achsel gegeben: ›Also gut, du wirst unser Diener sein.‹ Und Brunelda
hat mir dann auf die Wange geklopft. Wenn sich die Gelegenheit findet,
Roßmann, laß dir auch einmal von ihr auf die Wange klopfen. Du wirst
staunen, wie schön das ist.«
»Du bist also Delamarches Diener geworden?« sagte Karl
zusammenfassend.
Robinson hörte das Bedauern aus der Frage heraus und antwortete: »Ich bin
Diener, aber das bemerken nur wenige Leute. Du siehst, du selbst wußtest es
nicht, obwohl du doch schon ein Weilchen bei uns bist. Du hast ja gesehen,
wie ich in der Nacht bei euch im Hotel angezogen war. Das Feinste vom
Feinen hatte ich an. Gehen Diener so angezogen? Nur ist eben die Sache die,
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Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik