Page - 161 - in Amerika
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ihrem Platz wegschieben, und das soll ich allein machen? Außerdem müßte
das alles ganz leise geschehen, weil doch Brunelda, die ja das Zimmer kaum
verläßt, nicht gestört werden darf. Ich habe also zwar versprochen, daß ich
alles rein machen werde, aber rein gemacht habe ich es tatsächlich nicht. Als
Brunelda das bemerkt hat, hat sie zu Delamarche gesagt, daß das nicht so
weitergeht und daß man noch eine Hilfskraft wird aufnehmen müssen. ›Ich
will nicht, Delamarche‹, hat sie gesagt, ›daß du mir einmal Vorwürfe machst,
ich hätte die Wirtschaft nicht gut geführt. Selbst kann ich mich nicht
anstrengen, das siehst du doch ein, und Robinson genügt nicht; am Anfang
war er so frisch und hat sich überall umgesehen, aber jetzt ist er immerfort
müde und sitzt meist in einem Winkel. Aber ein Zimmer mit so viel
Gegenständen wie das unsrige hält sich nicht selbst in Ordnung.‹ Daraufhin
hat Delamarche nachgedacht, was sich da tun ließe, denn eine beliebige
Person kann man natürlich in einen solchen Haushalt nicht aufnehmen, auch
zur Probe nicht, denn man paßt uns ja von allen Seiten auf. Weil ich aber dein
guter Freund bin und von Renell gehört habe, wie du dich im Hotel plagen
mußt, habe ich dich in Vorschlag gebracht. Delamarche war gleich
einverstanden, obwohl du dich damals gegen ihn so keck benommen hast, und
ich habe mich natürlich sehr gefreut, daß ich dir so nützlich sein konnte. Für
dich ist nämlich diese Stellung wie geschaffen, du bist jung, stark und
geschickt, während ich nichts mehr wert bin. Nur will ich dir sagen, daß du
noch keineswegs aufgenommen bist; wenn du Brunelda nicht gefällst, können
wir dich nicht brauchen. Also strenge dich nur an, daß du ihr angenehm bist,
für das übrige werde ich schon sorgen.«
»Und was wirst du machen, wenn ich hier Diener sein werde?« fragte Karl;
er fühlte sich so frei, der erste Schrecken, den ihm die Mitteilungen
Robinsons verursacht hatten, war vorüber. Delamarche hatte also keine
schlimmeren Absichten mit ihm, als ihn zum Diener zu machen – hätte er
schlimmere Absichten gehabt, dann hätte sie der plapperhafte Robinson
gewiß verraten –, wenn es aber so stand, dann getraute sich Karl, noch heute
nacht den Abschied durchzuführen. Man kann niemanden zwingen, einen
Posten anzunehmen. Und während Karl früher Sorgen gehabt hatte, ob er
nach seiner Entlassung aus dem Hotel bald genug, um vor Hunger geschätzt
zu sein, einen passenden und womöglich nicht unansehnlicheren Posten
bekommen werde, schien ihm jetzt im Vergleich zu dem ihm hier zugedachten
Posten, der ihm widerlich war, jeder andere Posten gut genug, und selbst die
stellungslose Not hätte er diesem Posten vorgezogen. Robinson das aber
begreiflich zu machen, versuchte er gar nicht, besonders da Robinson jetzt in
jedem Urteil durch die Hoffnung völlig befangen war, von Karl entlastet zu
werden.
»Ich werde also«, sagte Robinson und begleitete die Rede mit behaglichen
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book Amerika"
Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik