Page - 163 - in Amerika
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erleichtern werde. Zunächst werde ich natürlich nichts machen, damit ich
mich erhole, aber wie ich nur ein wenig erholt bin, kannst du auf mich
rechnen. Die eigentliche Bedienung Bruneldas behalte ich überhaupt für
mich, also das Frisieren und Anziehen, soweit es nicht Delamarche besorgt.
Du wirst dich nur um das Aufräumen des Zimmers, um Besorgungen und die
schwereren häuslichen Arbeiten zu kümmern haben.«
»Nein, Robinson«, sagte Karl, »das alles verlockt mich nicht.«
»Mach keine Dummheiten, Roßmann«, sagte Robinson nahe an Karls
Gesicht, »verscherze dir nicht diese schöne Gelegenheit. Wo bekommst du
denn gleich einen Posten? Wer kennt dich? Wen kennst du? Wir, zwei
Männer, die schon viel erlebt haben und große Erfahrungen besitzen, sind
wochenlang herumgelaufen, ohne Arbeit zu bekommen. Es ist nicht leicht, es
ist sogar verzweifelt schwer.«
Karl nickte und wunderte sich, wie vernünftig Robinson sprechen konnte.
Für ihn hatten diese Ratschläge allerdings keine Geltung, er durfte hier nicht
bleiben, in der großen Stadt würde sich wohl noch ein Plätzchen für ihn
finden, die ganze Nacht über, das wußte er, waren alle Gasthäuser überfüllt,
man brauchte Bedienung für die Gäste, darin hatte er nun schon Übung. Er
würde sich schon rasch und unauffällig in irgendeinen Betrieb einfügen.
Gerade im gegenüberliegenden Hause war unten ein kleines Gasthaus
untergebracht, aus dem eine rauschende Musik hervordrang. Der
Haupteingang war nur mit einem großen gelben Vorhang verdeckt, der
manchmal, von einem Luftzug bewegt, mächtig in die Gasse hinausflatterte.
Sonst war es in der Gasse freilich viel stiller geworden. Die meisten Balkone
waren finster, nur in der Ferne fand sich noch hier und dort ein einzelnes
Licht, aber kaum faßte man es für ein Weilchen ins Auge, erhoben sich dort
die Leute, und während sie in die Wohnung zurückdrängten, griff ein Mann
an die Glühlampe und drehte, als letzter auf dem Balkon zurückbleibend,
nach einem kurzen Blick auf die Gasse das Licht aus.
›Nun beginnt ja schon die Nacht‹, sagte sich Karl, ›bleibe ich noch länger
hier, gehöre ich schon zu ihnen.‹ Er drehte sich um, um den Vorhang vor der
Wohnungstür wegzuziehen. »Was willst du?« sagte Robinson und stellte sich
zwischen Karl und den Vorhang.
»Weg will ich«, sagte Karl. »Laß mich! Laß mich!«
»Du willst sie doch nicht stören«, rief Robinson, »was fällt dir denn nur
ein!« Und er legte Karl die Arme um den Hals, hing sich mit seiner ganzen
Last an ihn, umklammerte mit den Beinen Karls Beine und zog ihn so im
Augenblick auf die Erde nieder. Aber Karl hatte unter den Liftjungen ein
wenig raufen gelernt, und so stieß er Robinson die Faust unter das Kinn, aber
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Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik