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bleibt ja schon.« Und sie drĂŒckte Karl noch fester ans GelĂ€nder, er hĂ€tte mit ihr raufen mĂŒssen, um sich von ihr zu befreien. Und wenn ihm das auch gelungen wĂ€re, was hĂ€tte er damit erreicht! Links von ihm stand Delamarche, rechts hatte sich nun Robinson aufgestellt, er war in einer regelrechten Gefangenschaft. »Sei froh, daß man dich nicht hinauswirft«, sagte Robinson und beklopfte Karl mit der Hand, die er unter Bruneldas Arm durchgezogen hatte. »Hinauswirft?« sagte Delamarche. »Einen entlaufenen Dieb wirft man nicht hinaus, den ĂŒbergibt man der Polizei. Und das kann ihm gleich morgen frĂŒh geschehen, wenn er nicht ganz ruhig ist.« Von diesem Augenblick an hatte Karl an dem Schauspiel unten keine Freude mehr. Nur gezwungen, weil er Bruneldas wegen sich nicht aufrichten konnte, beugte er sich ein wenig ĂŒber das GelĂ€nder. Voll eigener Sorgen, mit zerstreuten Blicken sah er die Leute unten an, die in Gruppen von etwa zwanzig Mann vor die GasthaustĂŒre traten, die GlĂ€ser ergriffen, sich umdrehten und diese GlĂ€ser in der Richtung gegen den jetzt mit sich beschĂ€ftigten Kandidaten schwenkten, einen Parteigruß ausriefen, die GlĂ€ser leerten und sie, jedenfalls dröhnend, in dieser Höhe aber unhörbar, auf das Brett wieder niedersetzten, um einer neuen, vor Ungeduld lĂ€rmenden Gruppe Platz zu machen. Über Auftrag der FĂŒhrer war die Kapelle, die bisher im Gasthaus gespielt hatte, auf die Gasse getreten, ihre großen Blasinstrumente strahlten aus der dunklen Menge, aber ihr Spiel verging fast im allgemeinen LĂ€rm. Die Straße war nun, wenigstens auf der Seite, wo sich das Gasthaus befand, weithin mit Menschen angefĂŒllt. Von oben, woher Karl am Morgen im Automobil gekommen war, strömten sie herab, von unten, von der BrĂŒcke her, liefen sie herauf, und selbst die Leute in den HĂ€usern hatten der Verlockung nicht widerstehen können, in diese Angelegenheit mit eigenen HĂ€nden einzugreifen, auf den Balkonen und in den Fenstern waren fast nur Frauen und Kinder zurĂŒckgeblieben, wĂ€hrend die MĂ€nner unten aus den Haustoren drĂ€ngten. Nun aber hatte die Musik und die Bewirtung ihren Zweck erreicht, die Versammlung war genĂŒgend groß, ein von zwei Automobillaternen flankierter FĂŒhrer winkte der Musik ab, stieß einen starken Pfiff aus, und nun sah man den ein wenig abgeirrten TrĂ€ger mit dem Kandidaten durch einen von AnhĂ€ngern gebannten Weg eiligst herbeikommen. Kaum war er bei der GasthaustĂŒre, begann der Kandidat im Schein der nun im engen Kreis um ihn gehaltenen Automobillaternen seine neue Rede. Aber nun war alles viel schwieriger als frĂŒher, der TrĂ€ger hatte nicht die geringste Bewegungsfreiheit mehr, das GedrĂ€nge war zu groß. Die nĂ€chsten AnhĂ€nger, die frĂŒher mit allen möglichen Mitteln die Wirkung der Reden des 169
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Amerika
Title
Amerika
Author
Franz Kafka
Date
1927
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
212
Keywords
Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, ErzÀhlung
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Der Heizer 3
  2. Der Onkel 26
  3. Ein Landhaus bei New York 38
  4. Weg nach Ramses 67
  5. Hotel Occidental 89
  6. Der Fall Robinson 105
  7. Ein Asyl 137
  8. Das Naturtheater von Oklahoma 182
  9. Fragmente 199
    1. I. 199
    2. II. Ausreise Bruneldas 208
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