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Kandidaten zu verstĂ€rken versucht hatten, hatten nun MĂŒhe, sich in seiner NĂ€he zu erhalten, wohl zwanzig hielten sich mit aller Anstrengung am TrĂ€ger fest. Aber selbst dieser starke Mann konnte keinen Schritt nach seinem Willen mehr machen, an eine Einflußnahme auf die Menge durch bestimmte Wendungen oder durch passendes VorrĂŒcken oder ZurĂŒckweichen war nicht mehr zu denken. Die Menge flutete ohne Plan, einer lag am anderen, keiner stand mehr aufrecht, die Gegner schienen sich durch neues Publikum sehr vermehrt zu haben, der TrĂ€ger hatte sich lange in der NĂ€he der GasthaustĂŒre gehalten, nun aber ließ er sich, scheinbar ohne Widerstand, die Gasse auf- und abwĂ€rts treiben, der Kandidat redete immerfort, aber es war nicht mehr ganz klar, ob er sein Programm auseinanderlegte oder um Hilfe rief; wenn nicht alles tĂ€uschte, hatte sich auch ein Gegenkandidat eingefunden oder gar mehrere, denn hie und da sah man in irgendeinem plötzlich aufflammenden Licht einen von der Menge emporgehobenen Mann mit bleichem Gesicht und geballten FĂ€usten eine von vielstimmigen Rufen begrĂŒĂŸte Rede halten. »Was geschieht denn da?« fragte Karl und wandte sich in atemloser Verwirrung an seine WĂ€chter. »Wie es den Kleinen aufregt!« sagte Brunelda zu Delamarche und faßte Karl am Kinn, um seinen Kopf an sich zu ziehen. Aber das hatte Karl nicht wollen und er schĂŒttelte sich, durch die VorgĂ€nge auf der Straße förmlich rĂŒcksichtslos gemacht, so stark, daß Brunelda ihn nicht nur losließ, sondern zurĂŒckwich und ihn gĂ€nzlich freigab.»Jetzt hast du genug gesehen«, sagte sie, offenbar durch Karls Benehmen böse gemacht, »geh ins Zimmer, bette auf und bereite alles fĂŒr die Nacht vor.« Sie streckte die Hand nach dem Zimmer aus. Das war ja die Richtung, die Karl schon seit einigen Stunden nehmen wollte, er widersprach mit keinem Wort. Da hörte man von der Gasse her das Krachen von viel zersplitterndem Glas. Karl konnte sich nicht bezwingen und sprang noch rasch zum GelĂ€nder, um flĂŒchtig noch einmal hinunterzuschauen. Ein Anschlag der Gegner, und vielleicht ein entscheidender, war geglĂŒckt, die Automobillaternen der AnhĂ€nger, die mit ihrem starken Licht wenigstens die HauptvorgĂ€nge vor der gesamten Öffentlichkeit geschehen ließen und dadurch alles in gewissen Grenzen gehalten hatten, waren sĂ€mtlich und gleichzeitig zerschmettert worden, den Kandidaten und seinen TrĂ€ger umfing nun die gemeinsame unsichere Beleuchtung, die in ihrer plötzlichen Ausbreitung wie völlige Finsternis wirkte. Auch nicht beilĂ€ufig hĂ€tte man jetzt angeben können, wo sich der Kandidat befand, und das TĂ€uschende des Dunkels wurde noch vermehrt durch einen gerade einsetzenden, breiten, einheitlichen Gesang, der von unten, von der BrĂŒcke her sich nĂ€herte. »Habe ich dir nicht gesagt, was du jetzt zu tun hast!« sagte Brunelda. 170
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Amerika
Title
Amerika
Author
Franz Kafka
Date
1927
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
212
Keywords
Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, ErzÀhlung
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Der Heizer 3
  2. Der Onkel 26
  3. Ein Landhaus bei New York 38
  4. Weg nach Ramses 67
  5. Hotel Occidental 89
  6. Der Fall Robinson 105
  7. Ein Asyl 137
  8. Das Naturtheater von Oklahoma 182
  9. Fragmente 199
    1. I. 199
    2. II. Ausreise Bruneldas 208
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