Page - 206 - in Amerika
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Vermieterin waren, mit der Tasse auf den Boden, um vor allem die Tasse zu
reinigen, die zusammengehörigen Dinge zu sammeln, also die Milch
zusammenzugießen, die verschiedenen Butterüberbleibsel auf einen Teller zu
kratzen, dann alle Anzeichen des Gebrauches zu beseitigen, also die Messer
und Löffel zu reinigen, die angebissenen Brötchen geradezuschneiden und so
dem Ganzen ein besseres Aussehen zu geben. Robinson hielt diese Arbeit für
unnötig und behauptete, das Frühstück hätte schon oft noch viel ärger
ausgesehen, aber Karl ließ sich durch ihn nicht abhalten und war noch froh,
daß sich Robinson mit seinen schmutzigen Fingern an der Arbeit nicht
beteiligen wollte. Um ihn in Ruhe zu halten, hatte ihm Karl gleich, allerdings
ein für allemal, wie er ihm dabei sagte, einige Keks und den dicken Bodensatz
eines früher mit Schokolade gefüllten Töpfchens zugewiesen.
Als sie vor ihre Wohnung kamen und Robinson ohne weiteres die Hand an
die Klinke legte, hielt ihn Karl zurück, da es doch nicht sicher war, ob sie
eintreten durften. »Aber ja«, sagte Robinson, »jetzt frisiert er sie ja nur.« Und
tatsächlich saß in dem noch immer ungelüfteten und verhängten Zimmer
Brunelda mit weit auseinandergestellten Beinen im Lehnstuhl, und
Delamarche, der hinter ihr stand, kämmte mit tief hinabgebeugtem Gesicht ihr
kurzes, wahrscheinlich sehr verfilztes Haar. Brunelda trug wieder ein ganz
loses Kleid, diesmal aber von blaßrosa Farbe, es war vielleicht ein wenig
kürzer als das gestrige, wenigstens sah man die weißen, grobgestrickten
Strümpfe fast bis zum Knie. Ungeduldig über die lange Dauer des Kämmens,
fuhr Brunelda mit der dicken, roten Zunge zwischen den Lippen hin und her,
manchmal riß sie sich sogar mit dem Ausruf: »Aber Delamarche!« gänzlich
von Delamarche los, der mit erhobenem Kamm ruhig wartete, bis sie den
Kopf wieder zurücklegte.
»Es hat lange gedauert«, sagte Brunelda im allgemeinen, und zu Karl
insbesondere sagte sie: »Du mußt ein wenig flinker sein, wenn du willst, daß
man mit dir zufrieden ist. An dem faulen und gefräßigen Robinson darfst du
dir kein Beispiel nehmen. Ihr habt wohl schon inzwischen irgendwo
gefrühstückt; ich sage euch, nächstens dulde ich das nicht.«
Das war sehr ungerecht, und Robinson schüttelte auch den Kopf und
bewegte, allerdings lautlos, die Lippen, Karl jedoch sah ein, daß man auf die
Herrschaft nur dadurch einwirken könne, daß man ihr zweifellos Arbeit zeige.
Er zog daher ein niedriges japanisches Tischchen aus einem Winkel,
überdeckte es mit einem Tuch und stellte die mitgebrachten Sachen auf. Wer
den Ursprung des Frühstücks gesehen hatte, konnte mit dem Ganzen
zufrieden sein, sonst aber war, wie sich Karl sagen mußte, manches daran
auszusetzen.
Glücklicherweise hatte Brunelda Hunger. Wohlgefällig nickte sie Karl zu,
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Amerika
- Title
- Amerika
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1927
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Categories
- Weiteres Belletristik