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nun England »uf seiner Flucht durch Österreich «on Herzog Leopold V, gefangen
genommen wnrde, die Blicke Deutschlands und Englands gerichtet. In der Heizogsburg
fand im Jahre 12U4 die Witwe König Emcrichs von Ungarn mit ihrem Sohne Ladislau«
und den ihr ergebenen Bischöfen und Magnaten Schutz gegen die feindlichen Anfchläge
ihres Schwagers, des Prinzen Andreas. Wien erhielt von Kaifer Friedrich II. die Stellung
einer reichsnnmittelbaren Stadt, als der Kaiser über den letzten Babenberger die Reichsacht
verhängt hatte. In lebhafter Erinnerung an das edle Fürstengeschlecht, dem Wien sein
erstes Aufblühen verdanlte, bezeichnet daher auch ein gleichzeitiger Wiener Lhronist den
Todestag des letzten Babenbergcrs als Österreichs größten Trauertag.
Das Aussterben der Nabenbeiger bedrohte thatsächlich die Stellung Wiens. Strebte
doch die päpstliche Partei eine Theilung der erledigten Rcichslehen Österreich und
Steiermark zwischen Böhmen und Ungarn an! Bestürzt über diefe Pläne hielten die
Bürger zum Kaiser in der Hoffnung, daß er auf deren Verwirklichung nicht eingehen
werde. Erst als der Kaiser immer mehr mit der Entscheidung über die Weiteruerleihnng
der Herzogthümer zögerte, schlössen sie sich jenen österreichischen Landherrcn an, welche die
Übertragung der Bavenbera/schen Länder an Herzog Premysl Ottokar, den Sohn des
Königs Wenzel von Böhmen, begünstigten. Die Vereinigung Österreichs und Steiermarks
lam nach dem Tode Kaisers Friedrich II. zustande. Von den Landherren, Klöstern und
Bürgern frendig begrüßt, hielt Herzog Ottokar am 9. December 1251 seinen Einzug in der
österreichischen Hauptstadt,
Wien befreundete sich rasch mit seinem neuen Landesherrn, dein mächtigsten deutschen
Neichsfürsten, von dem die Klöster den Schutz der Kirche und die reicheren Bürger eine
Begünstigung ihrer Interessen erwarteten, Sie vertheidigten daher auch ihre Stadt tapfer
durch mehrere Monate gegen König Bel» IV. (1253), sie unterslützteu Ottokar, seit 125,4
Köuig, gegen die Ungarn in der Schlacht bei Kresjenbruuu (1280), sowie in den Kämpfen
der Jahre 1271 nnd 1273, Aber auch Ottokai trachtete sich die Zuneigung der Hauptstadt
dauernd zu erwerben. Was die Bürger an Rechten besaßen, blieb unangetastet. Geschenke,
«ie jenes de« großen Waldes bei Purkersdoif, förderten ihre Einnahmequellen zu Gunsten
der Armen. Unter Ottokar dürfte sich die letzte Erweiterung der iuneren Stadt «ollzogen
haben. Verstärkt durch gemauerte Umwallnngen und durch Thürme, hatten wohl fchon
damals die uier Haupteingänge Widmerburgthor, Stubeuburgthor, Kärntnerburgthor
und Alserburgthor jene Standorte, welche sie bis in uusere Tage besaßen. Vor der Stadt,
hart an den Stadtgräben, lagen bereits Ansiedlnngen, deren Bewohner alle Ncchte und
Pflichten der städtischen Bevölkerung theilten. Neu vorkommende Örtlichkeiten, wie
Nottendorf, Ncrnardsthal, Rciupiechtsdorf, Emmeisdorf, Obere« Neustift, Nuchfeldgraben
und Sporkenbühel weisen darauf hin, daß sich auch die Ansiedlungen in der nächsten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Volume
- 1
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.13 x 22.72 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277