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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
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170 Neuerung aber war es, als Schmelzt aus unbekannten Vewcggründen mit dem Latein brach und seine Tramen in deutscher Sprache dichtete. Dadurch mußte ein weiterer Kreis von Zufchaueru herbeigezogen werden, mußten die gedruckten Stücke größere Verbreitung finden. Ein volksthümliches Interesse knüpfte sich »»mittelbar an das Schuldrama, das bisher nur der höheren Bildung zugänglich gewesen. Indeß war Schmelzt nicht ganz der Mann, diesem Interesse eiueu höhereu Schwung zu geben. Schöpferisch, erfinderisch war er nur in einem bescheidenen Maße; er trat als Nachahmer auf und hat sich von Vorbildern nie recht losreißen können. Als einem geboreneu Nachbar Nürnbergs sind ihm wohl die dramatischen Niirgerspiele dieser Stadt, ist ihm namentlich Hans Sachs nicht fremd geblieben, und auf seiuen Reifen, die ihn auch uach Leipzig führteu, mag er mit dem sächsischen Tchuldrama bekannt worden sein. Beliebte Schauspiele der Zeit betrachtete er und betrachteten Andere als einen allgemeinen Besitz, in den man ohne Gewissensbisse hineingreifen dürfe. So schrieb er mit Anlehnung an ein fremdes Werk als fein erstes Stück die Comödie vom verlorenen Sohne, die in Gegenwart des Hofes, aufgeführt und jahrelang als ein Lieblingsschauspiel der Wiener gegeben wurde. Der verlorene Sohn war ein dramatischer Lieblingsstoff des ganzen Jahrhunderts, weil er einen großen Reichthum von Situationen mit fich führt, die Welt von vielen Seiten zeigt uud dem moralisirenden Sinn der Dichter, denen das Drama als eine Schule der Tugend erschien, fette Nahrung gewährte. Auch Schmelzl huldigte durchaus dieser moralisireuden Richtung, die am geistlosen Wiederkäuen von Trivialitäten ein eigenes Behagen findet. Übrigens kann man doch bemerken, wie Schmelzl im Laufe der Jahre dramatisch wächst, wie ihn das rein dramatische Interesse mit sich fortzieht. Auf der Höhe seiner freilich immer noch bescheidenen Kunst zeigt ihn ^cinc letzte Bühuenarbeit, das Drama: „Samuel und Saul". Au ein geschichtliches Ereigniß, wahrscheinlich an den böhmischen Aufstand uom Jahre 154? anknüpfend, sucht er das Thema durchzuführen, daß alle Obrigkeit, gute wie böse, von Gott gesetzt sei. Samuel und Saul gewinnen feste und festgehaltene Gestalt, Partei- führer werden iu bezeichnenden Umrissen hingestellt, das Volk wird leidend und thätig hereingezogen, das Gespräch wird lebendiger: Satz trifft auf Satz, Wort auf Wort. Jetzt eigentlich hört man erst den Theatervorhang aufrauschen, allein rasch fällt er wieder, und Wolfgang Schmelzl verschwindet. Und er verschwindet, ohne daß man eigentlich ein rechtes Bild von seiner Theaterwirksamkeit erhalten. Daß seine Stücke in Wien gedichtet sind nnd in Wicu aufgeführt wurden, läßt er uns wohl manchmal recht unbefangen merken. In der „Hochzeit von Cana" richtet der Heiland sein Tischgebet gegen die Türtengefahr und von dem Weine, den der Herr aus Wafser hergestellt, sagt Tobias: er habe «ie einen besseren getrunken, er komme uom Kahlenberg herab. Hier blitzt Wien mit seinem Natursegen und seiner historischen Nothlage momentan auf, allein wie der Dichter
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
Volume
1
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1886
Language
German
License
PD
Size
16.13 x 22.72 cm
Pages
348
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
Kronprinzenwerk deutsch

Table of contents

  1. Landschaftliche Lage Wiens 3
  2. Zur Geschichte Wiens 5
  3. Wiens architektonische Entwicklung 51
    1. Römische Baudenkmale 51
    2. Mittelalterliche Baudenkmale 52
    3. Baudenkmale des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts 62
    4. Die Wiener Architektur des XIX. Jahrhunderts 70
  4. Wiener Volksleben 91
  5. Die Musik in Wien 123
  6. Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
  7. Das Wiener Schauspiel 169
  8. Malerei und Plastik in Wien 205
    1. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit 205
    2. Das XIX. Jahrhundert 228
  9. Wiener Kunstindustrie 263
  10. Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild