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Anwerth. Ais auf die Gebrüder Schmutzer betrieben seit dem XVI. Jahrhundert deu
Holzschnitt und Kupferstich hierorts Fremde. So sind die Ansichten der Stadt von
Guldenmund, die Darstellungen der Festlichkeiten im Francolin'schen sogenannten
Turuierbuch (1560) von Lauteusack Nürnberger und Frankfurter Wert; im XVII. Jahr-
hundert standen genannte Künste in Wien auf tiefster Stufe. Fischer von Erlach rcformirte
auch hierin, indem er für sein geistvolles Werk: „Entwurf einer historischen Architektur"
(seit 1696) den Nürnberger Delsenbach, die Augsburger Pfeffel. Engelbrecht. Ulrich Krans,
den Franzosen de la Haye ic. für Wien engagirte. Seine Entwürfe für die Hofbibliothek
stach der Augsburger Ier. Sedelmeyr in Frcy'scher Manier. Indessen erst dnrch die
Schmuher stieg das Fach zu loealer Bedeutung empor, durch sie wurde der malerische
Stich der französischen Schule in Wien eingeführt und weiter durch Künstler wie Haid,
Maerz. Quirin Mark :c. mit Erfolg geübt.
Die Zeit Josefs II. bietet von dem Fortgange der künstlerischen Thätigkeit in Wien
ei» eigenartig charakteristisches, aber eben kein farbenfrisches Bild. Am wenigsten erwies
sich die Regierung dieses hocherleuchteteu Fürsten für die Pflege der Künste günstig. Das
Bedürfniß, der innerliche Trieb und Drang nach den Früchten ihres Gartens war bereits
sehr start verringert, an die Stelle des Barocco war das kleinlichere, zahmere Rococo
getreten, die Kriege hatten Lust und Vermögen zum Schaffen gemindert uud die großen
Meister waren einem weit schwächeren Epigouenthum gewichen. Auch stofflich zeigten sich
verwandte Symptome der Abschwächung. Das imposante mythologische Fresko räumte
das Feld vor der Schüfcrscene im Watteau-Boncher'schen Charakter, die kühne Architektur-
malerei wich den Ehinoiserien, deren Geschmack mit der übermäßigen Lust an asiatischer
Porzellan- und Lackwaare sich überall eingedrängt hatte. Dazu steuerten die frühesten
Regungen der romantischen Richtung allmälig auch Elemente einer wiederausgegrabenen,
aber noch ganz unverstandenen Gothik bei, Anfänge jenes schwärmerischen Cultus der
Väterzeit, woraus sich gegen Ende des Iahrhuuderts die abgeschmackteste Ruinen-,
Gräber- uud Ritterburgen-Sentimentalität entwickeln sollte. Stand die Rumantik jedoch
erst im zartesten Keime, so erhob dagegen in der Josefinischen Zeit ein völlig entgegen-
gesetztes Moment, der Classicismus, siegreich fein Banner. Der akademische Unterricht
aber war der Buden, auf dem er es aufpflanzen sollte. Mit der äußerlichen Nachahmung
des Römer- und Griecheulhums, wie es gleichzeitig in Deutschland die erwachende archäo-
logische Forschung, in Frankreich aber anch noch ein politisches Moment förderte, zog auch
in Österreich und Wien ein Kunstschaffen ein, dessen Resultate sich hier wie dort gleich
seelenlos und frostig zeigten, vielleicht gerade in unserer Heimat auf das unglücklichste,
deren lebensfrischer Voltsgeist zu dem kalten, steifen Wesen im denkbar größteu Gegen-
satze steht. Völlig übereinstimmend mit dem Charakter dieser Wendung der Dinge erhielt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Volume
- 1
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.13 x 22.72 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277