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Empfindung und lebendigem Naturgefühl halten sein Gedächtniß wach in dcn weitesten
Kreisen. (Siehe die Abbildung.) Was die neuere Malerei kirchlichen und geistverwaudten
Stils an bemerkenswerthen größeren Werken in Wien zu verzeichnen hat, wie die malerische
Ausschmückung der Votivkirche dnrch Trenkwald, Lanfberger, August von Wörndle und
Andere, die Bildereyklen in der Brigittenauer und der Fünfhauser Kirche von L. Mayer
und Schöubrunner, die Wandgemälde im Akademischen Gymnasium von Trentwald, die
Glas- und Mosaikgemälde von Geyling, M. Klein. Nieser und Anderen in St, Stefan,
in der Votivkirche, in der Schottenkirche uud an anderen Orten: das ist entweder die
Arbeit von Führichs früheren Schülern oder es weist doch auf ihn, als auf den Haupt-
meister der modernen kirchlichen Malerei in Österreich zurück. — Trentwald nnd Laufbcrger
waren Schüler dcs aus der Corneliauischen Richtung hervorgegangenen Christian Rubeu,
der nach seiner Berufung von Prag nach Wien hier zwanzig Jahre lang als Director der
Akademie wirkte uud unter Anderen Karl Swoboda, Lauffer, Till, Arthur Grottger,
Leopold Karl Müller zu seinen Schülern zählte. — Als ein Prachtwerk der Kleinmalerei,
welches im Laufe der Fünfziger- nnd Sechziger-Jahre von dcn Kunstlern dieser strengen
Richtung geschaffen wurde, muß das mit Miniaturen und Initialien reich verzierte Meß-
buch erwähnt werden, mit welchem Seine Majestät der Kaiser dem Papst Pius IX. ein
Geschenk machte. Karl Blaas, der bekannte Bildniß- und Historienmaler, dann der früh
verstorbene Vonaventura Emler, Führich, P, Johann Nepomnk Geiger, Kuftelwieser,
K. Madjera, K. Mayer, Christian und Franz Nubeu, Leopold Schulz und Trenkwald
waren an der malerischen Ausstattung dieses kostbaren Missales beschäftigt, welches in
Stil uud Behandlung uns die Prachtarbeilen der Illuminatoren des Mittelalters und der
Renaissance in Erinnerung ruft. — Es verdient hervorgehoben zu werden, daß Wien
überhaupt in der Ausführung ähnlicher Arbeiten der Kleinmalerei, in der kunstvollen
Ausstattung und kalligraphischen Ausführung von Adressen, Diplomen und dergleichen,
einen hohcn Rang behauptet. Karl Geiger, Laufberger, Klei«, Machold und viele Andere
bekundeten in diesem Genre eine seltene Fruchtbarkeit.
Ins Große, Gewaltige, Sinnlich-Schöne ging dagegen der Zug von Karl Rahls
Kunst, des andern tonangebenden Meisters der Wiener Monumentalmalerei (1812
bis 1865). Der christlichen Gedankenwelt setzte er den zweiten idealen Gestaltenkreis der
modernen Malerei, die griechische Götter- und Heldensage, zur Seite, dichtete sie schöpferisch
weiter, wie in seinem Cyklus aus der Parismythe im Palais Todesco. und wußte sie mit
der Geschichte der menschlichen Cultur, Sitte uud Kunst zu einem Ganzen zu verbinden,
welches den Innenräumen der Monumentalbauten, dem Theatersaal, der Aula, wie der
Ruhmeshalle, sich als bildlicher Schmuck sinnreich einfügt. In diesem Geiste sind Rahls
Gemäldecyklen für das neue Opernhaus und für das Arsenal in Wien, sowie sein leider
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Volume
- 1
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.13 x 22.72 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277