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angeht. Kein Leiterwagen darf mehr die Passage stören oder die frcquentcn Straßen imd
Plätze verunzieren; die früher ans demPstaster iu großen Hürden und Haufen ausgebreiteten
Gemüse sind weggeräumt, verschwunden; es wird gefegt und gereinigt; die Abfälle und der
Kehricht werden sorgfältig fortgeschafft; neue Figuren tauchen auf; es sind unsere „Damen
der Halle", die vornehmeren Detailhändleriimen mit ihren sauberen „Ttandelu" und
„Stockerln", mit Paravluies, unter deren Schutz in hübschen Körbchen das Obst und
Gemüse appetitlich und sauber ausgelegt wird. Der „Hof", die „Freyung", der „Iudenplatz"
haben ihr Alltagsgewand, wie es jeder Wiener kennt; auf dem Kohlmartt und Graben ist
kein „Krauterer-Wagen" mehr zu erblicken -^ die Großstadt ist erwacht.
Was sich jeden Dienstag, Donnerstag nnd Samstag in der Morgendämmerung
zwischen zwei nnd sechs Uhr am Hof abspielt, wiederholt sich in weniger charakteristischem
Gepräge am Sonntag zwischen ein nnd zwei Uhr Nachts am Esterhazy-Markte in Mariahilf
nnd an drei anderen Wochentagen von sechs bis neun Uhr früh auf dem „Naschmarkle"
oder Obstmartte auf der Wieden. Von diesen drei Märkten ans uullzieht sich strahlenförmig
die Versorgung der Ncichshauptstadt und ihrer Vororte sowie der ländlichen Umgebung
mit Gemüse, Grünzeug nnd Obst.
Im Linienverzehrungssteuer-Nayou allein wurden in jedem der letzten zehn Jahre
(1875 bis 1884) dreieinhalb bis vier Millionen Kilogramm Gemüse nnd Küchenwaaren,
gegen 600.000 Kilogramm Spargel nnd Blumenkohl und 18 bis 20 Millionen Kilo-
gramm frisches Obst consumirt. Diese Massen, so ansehnlich sie auch erscheinen, sind aber
nur ein Theilbetrag desjenigen nicht ermittelten Quantums, welches thatsächlich auf den
Stadtmärkten umgesetzt wird, um au die Bewohner der Vororte sowie einer bedeutenden
Anzahl von Ortschaften nnd Städten des benachbarten Flachlandes abgeliefert zu werden.
Nicht minder massenhaft ist das Bedürfniß der großstädtischen Bevölkerung an
kräftiger Fleischnahrnug. Für die Approvisiouirung der Hauptstadt in dieser Richtung
leistet Niederöstcrreich sehr wenig und der Wiener Viehmarkt mit seinen großartigen uud
prächtigen Vichhallen und dem Nebenapparate der Stauungen nnd Schlachthäuser Hut die
Aufgabe, für den Bedarf des hauptstädtischen Gebietes dnrch die Heranziehung fremder
Zufuhren zu sorgen. Unter dem Namen „ungarische, galizische und deutsche Mast-, Weide-
nnd Baucrnochsen" wird eine buute Musterkarte der in der ganzen Monarchie vor-
kommenden Rindcr-Naceu uud Schläge aufgetrieben, welche mit Einschluß des für den
Westländer fremdartig erfcheinenden Büffels den Wiener Mastvieh Ansstellnngen ein so
eigenartiges Gepräge verleihen.
Die Flcischversorgung ist auf dem Wiener Vichmarkt in St, Marx eentralifirt, denn
nach der Marktordnung vom Jahre 188.'! dicut dieser Markt ausschließlich für den Verkauf
des zur Schlachtung bestimmten lebenden Viehs sowohl für die Stadt Wien als für eine
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Volume
- 1
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.13 x 22.72 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277