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Das städtische Gewerbe.
Liefert uns die Versorgung Wiens mit Nahrungs- und Gcuußmittcln, mit Brennstoff
und Licht, mit Luft und Wasser einen Einblick in dasjenige, was die Großstadt cunsunu'rt,
zeigt es also gewissermaßen nur die Ausgabeposten, so schafft Wien anderseits auf
gewerblichem Gebiete regelmäßig eiue Fülle von Übcrfchüsje» feiner Hundearbeit, die es
in alle Königreiche und Länder der Monarchie, ja weit über deren Grenzen hiuaus bis iu
den fernen Orient und jenseits des atlantischen Oceans in alle Theile der Erde als Frucht
seiner Betriebsamkeit und seiner Intelligenz verbreitet.
In der That findet, wie bereits erwähnt wnrde, der größere Theil der Bevölkerung
von Stadt und Vororten den Beruf in der gewerblichen Production, Die glückliche
Mischung zahlreicher Nationalitäten niit ihren besonderen Anlagen und Fähigkeiten, der
Reichthum, die Fülle und leichte Äezugsweise der Roh- nnd Hilfsstoffe des Gewerbes aus
allen Gauen des Kaiserstaates felbst haben die Grundlagen für die heutige wirthschaftliche
Stellung der Großstadt geschaffen.
Wien war Uon jeher ungeheuer reich an Imvnlsen, welche als sachliche und persönliche
Momente das Gewerbeleben erschaffen oder befruchten. Als im Jahre 1873 der lcmdwirth-
schafllichen und gewerblichen Leistungsfähigkeit aller Völker der Erde iu der Welt-
ausstellung zu Wien Gelegenheit znr Erprobung gegeben wurde, niachte man den Versuch,
durch eine Porträt-Galerie Uon Vorkämpfern der industriellen Arbeit auf die Verdienste
Österreichs um den allgemeinen Fortschritt des erfindungsreichen Gewerbes hinzuweisen.
Und, wie nicht anders zu erwarten war, fanden sich da Namen hochbegabter Techniker,
genialer Erfinder und unermüdlicher Verbesserer iu einer laugen uud ansehnlichen Reihe
zusammeu. Man mußte crkeunen, daß Österreich au Trägern schöpferischer Ideen für das
Ingcnieurwefen, für die mechanischen uud chemischen Gewerbebetriebe insbesondere in dem
jetzt zu Ende gehenden Jahrhundert überaus reich war.
Die unter Maria Theresia begonnene Berufung ausländischer Koryphäen bildete
den Anfang der Begründung von Geschlechtern, deren Namen als Marksteine in der
Geschichte des österreichischen Gewerbelebeiis dieuen. Wien selbst aber inaugurirte in vielen
Fällen gewerbliche Richtungen, die dem ganzen Staat, in ihrer weitere» Entwicklung
aber auch den anderen Industrieländern Enropas zugute kamen.
In diesem Sinne, sowie was die Führung der kunstgewerblicheu Regeneration
Österreichs in der Gegenwart betrifft, muß Wien nubestritten als das Emporium der
Gewerbe iu Österreich aufgefaßt werden. Daneben schleppt sich allerdings noch mühselig
in mancher Oewerberichtung die alte Arbeitsweise fort und führt unter dem Ansturm der
industriellen Proouttionsform eine höchst bedrohte Existenz. So dürfte Wie» in einem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Volume
- 1
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.13 x 22.72 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277