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So habeu wir liül wenigen Strichen die Großindustrie in Wien zu zeichnen «ersucht.
Ein Bild rastlosen Schaffens, ebenso gewaltig in den Mitteln, die sie in Bewegung setzt,
als in den Erfolgen, die sie erzielt! Die Zaubermacht, die das Leben dieser Stadt ermöglicht,
heißt wirthschaftliche Arbeit; Industrie und Gewerbe sind der Fels, auf welchem die Größe
des heutigen Wien beruht.
Derkehrsleben der Großstadt.
Die Großstädte als Sammelpunkte geistiger und materieller Kräfte übertragen durch
unzählige Fädeu und Verbindungsglieder die von ihneu ausgehenden Impulse auf die
Außenwelt. Das Verkehrsnetz, welches sich sowohl im Innern ausbreitet, als auch die
Verbindung mit Land nnd Leuten nach außen herzustellen berufen ist, gehört zu den
wesentlichsten Attributen der Städte. Zwar steht Wien hinter den anderen europäischen
und amerikcmischen Millionenstädten in dieser Beziehung zurück, trotzdem darf man mit
gerechtem Stolze auf die raschen Fortschritte blicken, welche sich im Lanfe der letzten
zwanzig Jahre auch auf diesem Gebiete vollzogen haben.
Zunächst bieten uns die localen Verkehrsmittel das Bild einer gesunden, den
Bedürfnissen folgenden Entwicklung. Wie groß ist der Unterschied des jetzigen Zustandes
gegenüber demjenigen der Sechziger-Jahre! Damals vermittelten mir beiläufig 1,000 Fiaker
und 590 Einspänner nebst ein paar Hundert „Landkutschen" und den primitiven, niemals
in überstürzender Eile sich fortbewegenden „Stellwagen" und „Omnibussen", deren Zahl
etwa 1.400 betrug, den ganzen nach Millionen Menschen zählenden Verkehr in Stadt und
Vorstädten uud in den nahen und ferner gelegenen ländlichen Umgebungen. Fremde Gaste,
welche aus London oder Paris nach Wien kamen, waren des Erstaunens voll über die
Genügsamkeit, mit welcher sich unsere Bevölkerung die unbequemen und laugsamen Fahrten
in jenen altmodischen Vehikeln, den „Stellwagen", gefallen ließ. Da wurden anfangs
October 1865 die ersten Tramway-Linien bis Dornbach nnd zu den Badeaustalten in den
Prater concessionirt und, nicht ohne Mißtranen der Wiener, die ersten Fahrten mit einem
Fahrftart von 22 Wagen und 44 Pferden eröffnet; man fchätztc damals die Anzahl der
täglich beförderten Passagiere anf ungefähr 3.000, was eine Million jährlich geben würde.
In den ersten Jahren ging es nur langsam vorwärts und erst im Jahre 1870 wurde durch
die Anlage neuer Linien m die dicht beuülterten Vororte und den Anschluß derselben an
das Ringstraßennetz ein »nächtiger Impuls ausgeübt, der sich in der Zahl von
12'/« Millionen Passagieren äußerte. Nun aber wurde die Steigerung des gesammten
loealen Verkehres eine mächtige; nicht eine Beeinträchtigung, sondern eine gegenseitige
Hebung der Personenbeförderung durch Fuhrwerke aller Art war das Endergebniß. Denn
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Volume 1
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Volume
- 1
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.13 x 22.72 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277