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Radetzkymarsch
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Page - 109 - in Radetzkymarsch

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»Ich verstehe nichts von Politik!« sagte Trotta. Knopfmacher fühlte Unwillen im Herzen. Er grollte dieser blöden Armee und ihren hirnverbrannten Einrichtungen. Sein Kind war jetzt Witwe, der Schwiegersohn tot, man mußte einen neuen suchen, Zivil diesmal, und der Kommerzialrat war ebenfalls vielleicht hinausgeschoben. Es war höchste Zeit, daß man mit diesem Unfug aufräumte. So junge Taugenichtse wie die Leutnants durften im zwanzigsten Jahrhundert nicht übermütig werden. Die Nationen wollten ihre Rechte, Bürger ist Bürger, keine Privilegien mehr für den Adel; die Sozialdemokratie war ja gefährlich, aber ein gutes Gegengewicht. Vom Krieg redet man fortwährend, aber er kommt gewiß nicht. Man wird ihnen schon zeigen. Die Zeiten sind aufgeklärt. In England zum Beispiel hatte der König nichts zu sagen. »Natürlich!« sagte er. »In der Armee ist ja auch Politik nicht angebracht. Er« – Knopfmacher wies nach dem Porträt – »hat allerdings manches davon verstanden.« »Er war sehr klug!« sagte Trotta leise. »Es war nix mehr zu machen!« wiederholte Knopfmacher. »Er war vielleicht«, sagte der Leutnant, und ihm selbst schien es, daß aus ihm eine fremde Weisheit sprach, eine aus den alten, großen Büchern des silberbärtigen Königs unter den Schankwirten, »er war vielleicht sehr klug und ganz allein!« Er wurde blaß. Er fühlte die blanken Blicke der Frau Demant. Er mußte jetzt gehen. Es wurde sehr still. Es war nichts mehr zu sagen. »Auch den Baron Trotta werden wir nicht mehr wiedersehn, Papa! Er wird transferiert!« sagte Frau Demant. »Aber ein Lebenszeichen?« fragte Knopfmacher. »Sie werden mir schreiben!« sagte Frau Demant. Der Leutnant stand auf. »Alles Gute!« sagte Knopfmacher. Seine Hand war groß und weich, wie warmen Sammet fühlte man sie. Frau Demant ging voraus. Der Bursche kam, hielt den Mantel. Frau Demant stand daneben. Trotta schlug die Hacken zusammen. Sehr schnell sagte sie: »Sie schreiben mir! Ich will wissen, wo Sie bleiben.« Es war ein hurtiger, warmer Lufthauch, schon verweht. Schon öffnete der Bursche die Tür. Da lagen die Stufen. Nun erhob sich das Gitter; wie damals, als er den Wachtmeister verlassen hatte. Er ging schnell zur Stadt, trat ins erste Kaffeehaus, das auf seinem Weg lag, trank stehend, am Büfett, einen Cognac, noch einen. »Wir trinken nur Hennessy!« hörte er den Bezirkshauptmann sagen. Er hastete der Kaserne zu. 109
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Radetzkymarsch
Title
Radetzkymarsch
Author
Joseph Roth
Date
1932
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
294
Keywords
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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