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Radetzkymarsch
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der Sohn der Familie Stransky. Er hinkte, es war häßlich anzusehen. Er hinkte sehr stark. Carl Joseph hat nicht gehinkt! dachte der Bezirkshauptmann. »Der Alte soll im Sterben liegen!« sagte der Oberbahnrat Stransky plötzlich. Da erhob sich der Bezirkshauptmann sofort und ging. Er wußte ja, daß der Alte starb. Chojnicki hatte es gesagt, und Chojnicki hatte immer schon alles gewußt. Der Bezirkshauptmann fuhr zu seinem Jugendfreund Smetana ins Obersthofmeisteramt. »Der Alte stirbt!« sagte Smetana. »Ich möchte nach Schönbrunn!« sagte Herr von Trotta. Und er fuhr nach Schönbrunn. Der unermüdliche, dünne Landregen hüllte das Schloß von Schönbrunn ein, genau wie die Irrenanstalt Steinhof. Herr von Trotta ging die Allee hinan, die gleiche Allee, über die er vor langer, langer Zeit gegangen war, zu der geheimen Audienz, in Angelegenheit des Sohnes. Der Sohn war tot. Und auch der Kaiser starb. Und zum erstenmal, seitdem Herr von Trotta die Todesnachricht erhalten hatte, glaubte er zu wissen, daß sein Sohn nicht zufällig gestorben war. Der Kaiser kann die Trottas nicht überleben! dachte der Bezirkshauptmann. Er kann sie nicht überleben! Sie haben ihn gerettet, und er überlebt die Trottas nicht. Er blieb draußen. Er blieb draußen, unter den Leuten des niederen Gesindes. Ein Gärtner aus dem Schönbrunner Park kam, in grüner Schürze, den Spaten in der Hand, fragte die Umstehenden: »Was macht er jetzt?« Und die Umstehenden, Förster, Kutscher, niedere Beamte, Portiers und Invaliden, wie der Vater des Helden von Solferino einer gewesen war, antworteten dem Gärtner: »Nichts Neues! Er stirbt!« Der Gärtner entfernte sich, mit dem Spaten ging er dahin, die Beete umgraben, die ewige Erde. Es regnete, leise, dicht und immer dichter. Herr von Trotta nahm den Hut ab. Die umstehenden niederen Hofbeamten hielten ihn für ihresgleichen oder für einen der Briefträger vom Postamt Schönbrunn. Und der und jener sagte zum Bezirkshauptmann: »Hast ihn gekannt, den Alten?« »Ja«, erwiderte Herr von Trotta. »Er hat einmal mit mir gesprochen.« »Jetzt stirbt er!« sagte ein Förster. Um diese Zeit betrat der Geistliche mit dem Allerheiligsten das Schlafzimmer des Kaisers. Franz Joseph hatte neununddreißig drei, soeben hatte man ihn gemessen. »So, so«, sagte er zum Kapuziner. »Das ist also der Tod!« Er richtete sich in den Kissen auf. Er hörte das unermüdliche Geräusch des Regens vor den 291
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Radetzkymarsch
Title
Radetzkymarsch
Author
Joseph Roth
Date
1932
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
294
Keywords
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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