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Das Spinnennetz
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10 Kapitel Er war ohnmächtig, erbittert, rachelüstern. Er ging zu Trebitsch… War ein Theodor Lohse nicht unentbehrlich? Und Trebitsch lächelte. Er kämmte mit gespreizten Fingern seinen Bart. Es blieb nichts übrig, Theodor reiste. Auf dem Gut Lukscha in Pommern streikten die Landarbeiter. Der Freiherr v. Köckwitz rief nach Hilfe. Er war alt, der Freiherr v. Köckwitz. Er war verwitwet. Er hatte drei Söhne: Friedrich, Kurt, Wilhelm. Er war ein Jäger. Er schoß gut. Er schoß den ganzen Tag. Er besaß ein Waffenarsenal im Keller. Er war streng gegen sich und andere. Er empfing Theodor um die Mittagsstunde. Die Sonne brannte. Theodors Leute hatten eine Stunde Marsch hinter sich. Der Freiherr verlangte militärischen Schritt. Waren das Landstreicher? Ging man in Gruppen? Er forderte Viererreihen. Er dirigierte den Zug nach der großen Scheune. Sie lag eine Viertelstunde weiter. Theodor marschierte, erbittert, ohnmächtig, rachedurstig. Er kannte den Freiherrn v. Köckwitz. Jeder kannte ihn. Er hatte einen Arbeiter beim Holzfällen erschossen. Er bedrohte Sonntagswanderer mit schußfertigem Gewehr. In seinen Wäldern verschwanden erdbeerensuchende Kinder. Seine Söhne standen im Sommer hinter Hecken verborgen; erlauerten Ausflügler; schossen auf Wandervögel. Der jüngste Sohn war zwölf Jahre alt und zielte auf die Tauben der Förster. Freiherr v. Köckwitz hatte seine Frau ins Grab geärgert. Sie war eine geborne v. Zick. Ihr Großvater nachweislichbei der Post gewesen. Junger Adel von der Pferdepost. Sie starb an ihrem Großvater. Die Zeitungen schrieben über den Freiherrn v. Köckwitz. Die Gerichte ließen Anklagen verstauben, zerfallen. Staatsanwälte waren zu Jagden eingeladen. Untersuchungsrichter spielten Poker mit Kurt. Man kannte den Freiherrn v. Köckwitz. Man verspottete ihn. Man erzählte Köckwitz-Anekdoten. Jedes Jahr streikten seine Arbeiter. Immer halfen ihm Roßbach-Leute. Diese Sommerarbeit fürchtete man. Beim Freiherrn v. Köckwitz erhielt man zweimal täglich Essen. Graupensuppe und Schwarzbrot. Sie lagen in der Scheune, verärgert und hungrig. Am Nachmittag kam Freiherr v. Köckwitz und befahl: »Lassen Sie Ihre Leute singen! Ich liebe Gesang!« Sie sangen, sie arbeiteten, sie aßen Schwarzbrot und Graupensuppe, 39
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Das Spinnennetz
Title
Das Spinnennetz
Author
Joseph Roth
Date
1923
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
93
Keywords
Roman, Geschichte
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Kapitel 1 5
  2. Kapitel 2 10
  3. Kapitel 3 14
  4. Kapitel 4 17
  5. Kapitel 5 21
  6. Kapitel 6 24
  7. Kapitel 7 30
  8. Kapitel 8 32
  9. Kapitel 9 36
  10. Kapitel 10 39
  11. Kapitel 11 42
  12. Kapitel 12 44
  13. Kapitel 13 47
  14. Kapitel 14 50
  15. Kapitel 15 52
  16. Kapitel 16 54
  17. Kapitel 17 57
  18. Kapitel 18 59
  19. Kapitel 19 61
  20. Kapitel 20 64
  21. Kapitel 21 67
  22. Kapitel 22 69
  23. Kapitel 23 73
  24. Kapitel 24 76
  25. Kapitel 25 79
  26. Kapitel 26 81
  27. Kapitel 27 83
  28. Kapitel 28 86
  29. Kapitel 29 89
  30. Kapitel 30 92
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