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Kapitel
Er war ohnmächtig, erbittert, rachelüstern. Er ging zu Trebitsch… War ein
Theodor Lohse nicht unentbehrlich?
Und Trebitsch lächelte. Er kämmte mit gespreizten Fingern seinen Bart. Es
blieb nichts übrig, Theodor reiste.
Auf dem Gut Lukscha in Pommern streikten die Landarbeiter. Der Freiherr
v. Köckwitz rief nach Hilfe.
Er war alt, der Freiherr v. Köckwitz. Er war verwitwet. Er hatte drei Söhne:
Friedrich, Kurt, Wilhelm. Er war ein Jäger. Er schoß gut. Er schoß den ganzen
Tag. Er besaß ein Waffenarsenal im Keller. Er war streng gegen sich und
andere. Er empfing Theodor um die Mittagsstunde. Die Sonne brannte.
Theodors Leute hatten eine Stunde Marsch hinter sich. Der Freiherr verlangte
militärischen Schritt. Waren das Landstreicher? Ging man in Gruppen? Er
forderte Viererreihen. Er dirigierte den Zug nach der großen Scheune. Sie lag
eine Viertelstunde weiter. Theodor marschierte, erbittert, ohnmächtig,
rachedurstig. Er kannte den Freiherrn v. Köckwitz.
Jeder kannte ihn. Er hatte einen Arbeiter beim Holzfällen erschossen. Er
bedrohte Sonntagswanderer mit schußfertigem Gewehr. In seinen Wäldern
verschwanden erdbeerensuchende Kinder. Seine Söhne standen im Sommer
hinter Hecken verborgen; erlauerten Ausflügler; schossen auf Wandervögel.
Der jüngste Sohn war zwölf Jahre alt und zielte auf die Tauben der Förster.
Freiherr v. Köckwitz hatte seine Frau ins Grab geärgert. Sie war eine geborne
v. Zick. Ihr Großvater nachweislichbei der Post gewesen. Junger Adel von der
Pferdepost. Sie starb an ihrem Großvater. Die Zeitungen schrieben über den
Freiherrn v. Köckwitz. Die Gerichte ließen Anklagen verstauben, zerfallen.
Staatsanwälte waren zu Jagden eingeladen. Untersuchungsrichter spielten
Poker mit Kurt. Man kannte den Freiherrn v. Köckwitz. Man verspottete ihn.
Man erzählte Köckwitz-Anekdoten. Jedes Jahr streikten seine Arbeiter.
Immer halfen ihm Roßbach-Leute. Diese Sommerarbeit fürchtete man. Beim
Freiherrn v. Köckwitz erhielt man zweimal täglich Essen. Graupensuppe und
Schwarzbrot.
Sie lagen in der Scheune, verärgert und hungrig. Am Nachmittag kam
Freiherr v. Köckwitz und befahl: »Lassen Sie Ihre Leute singen! Ich liebe
Gesang!« Sie sangen, sie arbeiteten, sie aßen Schwarzbrot und Graupensuppe,
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Buch Das Spinnennetz"
Das Spinnennetz
- Titel
- Das Spinnennetz
- Autor
- Joseph Roth
- Datum
- 1923
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 93
- Schlagwörter
- Roman, Geschichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1 5
- Kapitel 2 10
- Kapitel 3 14
- Kapitel 4 17
- Kapitel 5 21
- Kapitel 6 24
- Kapitel 7 30
- Kapitel 8 32
- Kapitel 9 36
- Kapitel 10 39
- Kapitel 11 42
- Kapitel 12 44
- Kapitel 13 47
- Kapitel 14 50
- Kapitel 15 52
- Kapitel 16 54
- Kapitel 17 57
- Kapitel 18 59
- Kapitel 19 61
- Kapitel 20 64
- Kapitel 21 67
- Kapitel 22 69
- Kapitel 23 73
- Kapitel 24 76
- Kapitel 25 79
- Kapitel 26 81
- Kapitel 27 83
- Kapitel 28 86
- Kapitel 29 89
- Kapitel 30 92