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Das Spinnennetz
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29 Kapitel Die Nacht verweigerte den Schlaf, und in ihrer rauschenden Stille schwoll Theodors Furcht vor dem unbekannten, schrecklichen Feind. Befand er sich jenseits der Grenzen? Lebte er in Theodors Nähe? Lebte er in Theodors Haus vielleicht, als Portier verkleidet? Hatte der Kellner in der kleinen Konditorei gegenüber dem Amt nicht das Gesicht des Feindes? Dieses flackernde Haar? Diese weiße Farbe des Hasses? Den starken, gewichtigen Gang? Die breiten Schultern? Lebte jener Mann in der Uniform des staatlichen Chauffeurs, der Theodors Auto lenkte? Lauerte er nicht hinter jeder Straßenecke, um die Theodor bog? Hatte er nicht in diesem Hause, unter dieses Bett eine Bombe gelegt? Theodor machte Licht und ging ein paarmal durchs Zimmer und sah durch das Fenster die stille Nacht in den Straßen und das zuckende Licht der Laterne und lauschte auf Schritte, die fern verhallten. Spät, schon graute der Morgen, überwältigte Theodor schwerer Schlaf. Neue Hoffnung brachte der Tag, neue Furcht und die grausamen Stunden des Wartens. Zu Hause konnte Theodor über dieses eine nicht sprechen. Er hätte erzählen, alles von Anfang erzählen müssen. Von Günther erzählen, von Klitsche. Es wäre keine Erzählung – eine Beichte; Sturz von der mühsam erreichten Höhe; Entblößung; Selbstmord. So blieb nur Benjamin. Benjamin hörte, tröstete, versprach, erzählte Neuigkeiten, gab Ratschläge, erfuhr den Inhalt geheimer Konferenzen, erfuhr geheime Pläne der Regierung, photographierte Akten, verkaufte die Schriftstücke, brachte andere zu Theodor. Er hatte viel zu tun. Es erhoben sich die Arbeiter in den Fabriksvierteln, und die Arbeitslosen demonstrierten, denn sie erhielten gar nichts mehr. Die lange mühsam gebändigte Wut der Massen flammte wieder auf. Aus Sachsen zogen Arbeitslose herbei; sie fuhren nicht mit der Bahn, sie kamen zu Fuß, sie wanderten auf den breiten Straßen der Länder, sie wanderten durch Schnee wirbelnden Wind, der den Frühling ankündigte. Ja, es kam der Frühling. Man fühlte ihn schon auf den Straßen, in der Mitte 89
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Das Spinnennetz
Titel
Das Spinnennetz
Autor
Joseph Roth
Datum
1923
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
93
Schlagwörter
Roman, Geschichte
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Kapitel 1 5
  2. Kapitel 2 10
  3. Kapitel 3 14
  4. Kapitel 4 17
  5. Kapitel 5 21
  6. Kapitel 6 24
  7. Kapitel 7 30
  8. Kapitel 8 32
  9. Kapitel 9 36
  10. Kapitel 10 39
  11. Kapitel 11 42
  12. Kapitel 12 44
  13. Kapitel 13 47
  14. Kapitel 14 50
  15. Kapitel 15 52
  16. Kapitel 16 54
  17. Kapitel 17 57
  18. Kapitel 18 59
  19. Kapitel 19 61
  20. Kapitel 20 64
  21. Kapitel 21 67
  22. Kapitel 22 69
  23. Kapitel 23 73
  24. Kapitel 24 76
  25. Kapitel 25 79
  26. Kapitel 26 81
  27. Kapitel 27 83
  28. Kapitel 28 86
  29. Kapitel 29 89
  30. Kapitel 30 92
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