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Die Heimkehr
Oh Einsamkeit! Du meine Heimat Einsamkeit! Zu lange lebte ich wild in
wilder Fremde, als dass ich nicht mit Thränen zu dir heimkehrte!
Nun drohe mir nur mit dem Finger, wie Mütter drohn, nein lächle mir zu,
wie Mütter lächeln, nun sprich nur: »Und wer war das, der wie ein Sturmwind
einst von mir davonstürmte? –
»- der scheidend rief: zu lange sass ich bei der Einsamkeit, da verlernte ich
das Schweigen! D a s – lerntest du nun wohl?
»Oh Zarathustra, Alles weiss ich: und dass du unter den
Vielen verlassener warst, du Einer, als je bei mir!
»Ein Anderes ist Verlassenheit, ein Anderes Einsamkeit: Das – lerntest du
nun! Und dass du unter Menschen immer wild und fremd sein wirst:
»-Wild und fremd auch noch, wenn sie dich lieben: denn zuerst von Allem
wollen sie geschont sein!
»Hier aber bist du bei dir zu Heim und Hause; hier kannst du Alles
hinausreden und alle Gründe ausschütten, Nichts schämt sich hier versteckter,
verstockter GefĂĽhle.
»Hier kommen alle Dinge liebkosend zu deiner Rede und schmeicheln dir:
denn sie wollen auf deinem RĂĽcken reiten. Auf jedem Gleichniss reitest du
hier zu jeder Wahrheit.
»Aufrecht und aufrichtig darfst du hier zu allen Dingen reden: und
wahrlich, wie Lob klingt es ihren Ohren, dass Einer mit allen Dingen – gerade
redet!
»Ein Anderes aber ist Verlassensein. Denn, weisst du noch, oh Zarathustra?
Als damals dein Vogel ĂĽber dir schrie, als du im Walde standest, unschlĂĽssig,
wohin? unkundig, einem Leichnam nahe: –
»- als du sprachst: mögen mich meine Thiere führen! Gefährlicher fand
ich’s unter Menschen, als unter Thieren: – Das war Verlassenheit!
»Und weisst du noch, oh Zarathustra? Als du auf deiner Insel sassest, unter
leeren Eimern ein Brunnen Weins, gebend und ausgebend, unter Durstigen
schenkend und ausschenkend:
»- bis du endlich durstig allein unter Trunkenen sassest und nächtlich
klagtest »ist Nehmen nicht seliger als Geben? Und Stehlen noch seliger als
Nehmen?« – Das war Verlassenheit!
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Also sprach Zarathustra
- Title
- Also sprach Zarathustra
- Author
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.0 cm
- Pages
- 354
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den LehrstĂĽhlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glĂĽckseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berĂĽhmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom VorĂĽbergehen 170
- Von den AbtrĂĽnnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der groĂźen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- AuĂźer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die BegrĂĽĂźung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352