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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 206 -
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die Anschauung Gottes und die Versenkung in Gott. Und was könnte dich in diesem Leben von Gott absondern und sich als Scheidewand zwischen dir und der Anschauung Gottes einschieben? Der Tod sollte erst die Scheidewand aufheben? Der Tod ist ja nur Erscheinung eines höhern und andern Todes; du stirbst ja gerade nur deswegen, weil du von Ewigkeit her in Gott erkannt bist als das, was du bist, von Ewigkeit her im unendlichen Liebesfeuer der göttlichen Wesenheit verzehrt bist deiner Natur nach, als ein endliches Wesen zeitlos gestorben bist; deine gegenwär- tige, deine denkende und bewußte Versenkung in Gott ist ja nur eine Erneuerung und Wiederkunft der ewigen, eine Bewußtwerdung, eine Entdeckung der ursprünglichen, an und für sich seienden, unbewußten, willenlosen Versenkung in ihn. Du könntest dich nicht in Gott versenken, wärest du nicht schon vorher in ihm versenket gewesen, wärest du nicht schon deinem Wesen nach, vor dir von Gott selbst in ihn versenket. Der natürliche Tod, wie deine denkende Ergebung und bewußte Versenkung in Gott, hat eine Wur- zel gemeinschaftlich, hat die ursprüngliche, die wesentliche, die vor- und überbewußtliche Versenkung und Auflösung in Gott zur Quelle. Nach dem Tode kannst du also nichts mehr erwarten; denn er erfolgt eben aus dem, was du irrig nach ihm erwartest. Es ist schon vor dem Tode, von Ewigkeit her geschehen, wovon du, deinem zeitlich ausein- anderschiebendem Verstände zufolge, glaubst, daß es erst nach und mit dem natürlichen Tod geschähe; und du hast hier weiter nichts zu tun, als dieses ewigen Geschehens dich zu erinnern, die Taten des Wesens zu Taten des Denkens und Bewußtseins zu machen und die Begebenhei- ten der Ewigkeit in deinem Wissen zu erneuern und vor dich zu bringen. Sollten dir, lieber Leser, der du vielleicht zufällig ein- mal diese Blätter in die Hand bekommst, seiest du auch, wer du immer willst, Pietist oder Rationalist, diese Gedanken mystisch erscheinen und solltst du sie deswegen als unwahr von dir abweisen, so solltest du doch bedenken, daß du we- nigstens einmal, wenn auch nicht im Leben, doch am .Schlüsse des Lebens im Augenblick des Sterbens, mystisch und Mystiker zu sein gezwungen sein wirst, du magst nun wollen oder nicht; denn die Natur selber ist im Tode 206
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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