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du ihn nur unter die Bestimmung eines Körpers, d. i. einer
Materie, befassest und nicht selbst die Unkörpcrlichkeit zur
Bestimmung dieses Körpers machst. Dein einziger Begriff,
deine einzige Erkenntnis vom Leben, d. h. vom organischen
Leibe, besteht daher darin, daß du erkennst und gestehst,
du habest keine Erkenntnis, keinen Begriff von ihm; deine
höchste Erkenntnis ist überhaupt, wo du zur Erkenntnis
deiner Begriffslosigkeit kommst, und so hast du dich denn
auch für dich, 1 in Beziehung auf deine Denkungsart, zur
höchsten und wahren Erkenntnis des organischen Leibes
emporgeschwungen, wenn du ihn als unerkenntlich er-
kennst, als unbegreiflich begreifst; denn damit erkennst
du, daß er die wirkliche Negation deiner Vorstellungen von
Materie und Seele ist, die du doch zugleich2 im Wider-
spruch mit dir selbst für unaufgebliche absolute Vorstel-
lungen hältst, daß sie nicht mehr auf ihn passen und ihn
bestimmen, daß sie an ihm zuschanden und zu nichts
werden, daß das Wirkliche sich nicht fassen läßt in deine
Einbildungen von einer puren, nackten Materie und einer
puren, nackten Seele.3 Wie mit der Materie, so verhält
es sich mit der Schwere in bezug auf den4 Leib. Ist etwa
die Schwere eine Bestimmung, die den organischen Leib
als organischen bestimmt und bezeichnet? Bestimmst du
etwra den organischen Leib, wenn du sagst, er wiegt so
und so viele Pfunde? Die Medici kennen das Leben nur
nach dem Leben, im Tode, nicht das Leben im Leben,
den organischen Leib nicht als organischen, sondern als
unorganischen, d. i. als toten; in der Auflösung, in dem
Verluste der Einheit, die allein die wesentliche Bestimmung
des Lebens ist, im Tode erscheint daher das, was im Leben
selbst nichts ist, als etwas, als Bestimmung.5 Ist z. B.
dadurch, daß vom Gehirn gesagt wird, es wiegt zwei
bis drei Pfund, das Gehirn bestimmt, ist dadurch etwas
oder nichts gesagt? Wohl bestimmt das Metall z. B. die
Schwere und Ponderabilität, wie das Licht die Impondera-
1 für dich, Fehlt in B.
- doch zugleich: aber gleichwohl B
:l In B beginnt mit dem folgenden ein neuer Absatz.
4 In B folgt Zusatz: organischen
5 Bestimmst du etwa . . . als Bestimmung. Fehlt in B.
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
- Titel
- Ludwig Feuerbach
- Untertitel
- Gesammlte Werke
- Band
- 1
- Herausgeber
- Werner Schuffenhauer
- Verlag
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Datum
- 1981
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.6 x 17.8 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Geisteswissenschaften