Seite - 308 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Bild der Seite - 308 -
Text der Seite - 308 -
Fällen, wenn sie in dem Körper oder außer ihm sein könnte,
wäre sie ein in selbst bestimmter Räumlichkeit und bestimm-
ter 1 Körperlichkeit eingeschlossnes Ding, sie wäre selbst
etwas bestimmt Körperliches; denn nur selbst Körperliches
kann in einem oder außer einem Körper sein. Die Nichtkör-
perhchkeit ist allein die Außerkörperlichkeit der Seele.2
Ebenso ist die Seele nur auf nicht räumliche Weise, nicht auf
sinnliche, sondern geistige, wesentliche Art und Weise im
Leibe, sie ist auf die Art in ihm wie der Maler in seinem
Pinsel, der Tonkünstler in seinem Instrument3. Die Seele
ist daher auch4, obwohl unkörperlich, doch ebensowenig
ohne ihren Körper Seele, so wenig5, als der Herr noch Herr
ist ohne Knecht, der Zweck ohne Mittel Zweck, der Künstler
Künstler ohne sein Instrument, denn der Seele Instrument
ist der Leib. Er ist daher auch für die Seele keine Schranke
oder Grenze, so wenig, als dem Maler, wenn er nicht zu-
fälligerweise gerade selbst ein Pinsel ist, sein Pinsel eine
Schranke ist; Schranke wäre nur dann dem Maler der Pinsel,
wenn er etwa mit ihm Klavier spielen, Flöten blasen oder
in Stein arbeiten wollte. Das Organ hat ja in der Tätigkeit,
dessen Organ es ist, seine Bestimmung und Wesen, es ist
nur die äußerliche Verwirklichungsform der Tätigkeit, die,
ihr angemessen und adäquat, kein Hindernis, keine Be-
schränkung für sie ist. Wenn man von deinen eignen Vor-
stellungen aus über Seele und Leben im Gegensatz gegen
sie die Wahrheit selbst im schneidendsten, grellsten Gegen-
satz ausdrücken soll — und im Gegensatz gegen die Lüge
spricht sich selbst die Wahrheit überall nur im Gegensatz
aus, wie auch die Tugend selbst nur als Furie gegen das
Schlechte sich auszusprechen pflegt —, so muß man das Ver-
hältnis der Seele zum Leibe folgendermaßen fassen:6 Die
Seele verhält sich zum Leibe wie das Feuer zum Stoffe;
*• Fehlt in B.
2 In B werden die Wortteile Nicht und Außer hervorgehoben.
; t , sie ist auf . . . seinem Instrument Fehlt in B, wo dann der
folgende Satz auf netter Zeile beginnt.
4 daher auch Fehlt in B.
5 so wenig Fehlt in B.
6 , der Künstler Künstler . . . fassen: Fehlt in B, wo an Stelle
des Doppelpunkts hinter fassen ein Funkt hinter Mittel Zweck
steht.
308
Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
- Titel
- Ludwig Feuerbach
- Untertitel
- Gesammlte Werke
- Band
- 1
- Herausgeber
- Werner Schuffenhauer
- Verlag
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Datum
- 1981
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.6 x 17.8 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Geisteswissenschaften