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aber das Wahre in ihr verliert sich wieder dadurch, daß
sie eine Handlung des Geistes selber zur Handlung eines
Individuums, eine allgemein geistige Handlung zu einer
besondern, zufälligen, moralischen, eine ewige zu einer
zeithchen macht. Der Tod wird daher selbst wieder für die
andern, auf Adam folgenden Individuen zu einer äußer-
lichen, geistlosen Notwendigkeit; denn die moralische
Handlung eines Individuums betrifft nur dieses selbst,
ist als moralische nur diesem anzurechnen und kann daher
nur durch blinde, nicht unterscheidende Notwendigkeit
ihre Folgen auf die andern, von dem sündigenden unter-
schiednen1 Individuen ausdehnen. Ganz unstatthaft ist
es, Adam für die Idee der Menschheit, den Repräsentanten
derselben zu nehmen, in welchem daher auch die andern
Menschen an sich mitgesündigt hätten; denn als sündi-
gender, als moralischer ist eben Adam immer nur einzelner,
Individuum, seine Sünden und moralischen Handlungen
gehen daher die andern nicht das mindeste an und können
sie daher nur mit blinder Notwendigkeit in seinen Fall
mit verwickeln.2 Überdies bleibt in dieser Lehre der Tod
anderer Wesen als der Menschen eine äußerliche, unbe-
griffne Notwendigkeit. „Andere Kreaturen sterben auch;
aber ihr Tod ist nichts gegen des Menschen Tod. Denn die
Vögel in der Luft, die Fische im Wasser und alle Tiere
auf Erden sterben dahin, nicht aus Gottes Zorn und
Ungnade, sondern nach der Natur und göttlicher Ordnung
dem Menschen zugute. Aber derer Menschen Tod ist ein
armer, jämmerlicher Tod, denn er kömmt aus Gottes
Zorn und Ungnade."3
„Also nichts ist nach dem Tode?" iUlerdings; bist
du alles, so ist, wenn du stirbst, nach dem Tode nichts;
bist du aber nicht alles, so bleibt nach dem Tode noch alles
übrig, was du nicht gewesen bist. Bist du freilich selber
die Menschheit, der Geist, das Bewußtsein selbst, so
ist natürlich mit dir alles aus. Du bist, so glaube ich we-
nigstens, kein Gott, sondern ein Mensch, und eben weil du
nicht ein Gott bist, so sind mehrere deinesgleichen, du
1 , von . . . unterschiednen Fehlt in B.
2 Ganz unstatthaft . . . initverwickeln. Fehlt in B.
3 In B folgt Leerzeile.
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
- Titel
- Ludwig Feuerbach
- Untertitel
- Gesammlte Werke
- Band
- 1
- Herausgeber
- Werner Schuffenhauer
- Verlag
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Datum
- 1981
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.6 x 17.8 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Geisteswissenschaften