Seite - 369 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1

Oh, weicher Druck, oh, sanfter Drang! Oh, linde Presse, süßer Zwang! Die hohe Kraft und Kunst zu lieben, Wie könntest du sie aber üben? Wie käm in dich der Druck der Liebe 1, Wenn ohne Grenze, Zwang und Triebe2 Bis in das Meer der Ewigkeit Hinmurmelte die Lebenszeit? Nur wo ein kurzer Lebenslauf, Geht ja das Herz in Liebe 3 auf. Im Lebenszwang, im Todesdrang, Da geht die Liebe erst im 4 Schwang, Nur auf des Lebens letzter5 Spitze, Da schlagen ein der Liebe Blitze, Allein 6 des Herzens letzter Stoß, Der treibt empor der Liebe Sproß. Wenn dir im Rücken dieser Zeit Auflauerte Unsterblichkeit, So wärst du schon als Kind ein Greis7, Dein Herz schlich hin in mattem Gleis8. Du wärest hier schon farbenbleich, Dein Herz ein abgeschmackter Teig; Der Ewigkeiten Überfluß, Ohn' Todesgrenz' und Hindernus, Hätt' alle Kraft dir ausgespült, Die Qualität hinweggewühlt.9 Der Himmel dann die Erde hier, Das schöne Jenseits wär' sie dir. Du würdest die Unsterblichkeit Gern geben hin für diese Zeit, Druck . . . Liebe: Liebe N o t B Zwang . . . Triebe: ohne Tod B Geht . . . Liebe: Das Herz in Liebe gehet B geht . . . i m : k o m m t die Lieb' erst recht in B Lebens letzter: Lebensbaumes B Es ist B ein Greis: schneeweiß B Dein . . . Gleis: E i n abgelebter, stumpfer Greis B D u wärest hier schon . . . hinweggewühlt.: Der Himmels- lüste Vorgenuß, / Der Ewigkeiten Überfluß / Hätt ' alle Kraft dir ausgewühlt / U n d allen Trieb hinweggespült. B 369