Seite - 376 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
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Er ließ ihn auf der Erde zurück
Als Sonnenschirm für deinen Blick.
Der Schatten Gottes ist der Tod,
Des Menschen Auge tut er not ;
Gott hat 1 als Regenbogen
Ihn über dein2 Haupt gezogen,
Als Sonnenschirm ihn ausgespannt,
Sonst wärst du längst zu Asche verbrannt.
Warum ist doch, was Mensch sich nennt,
In vorn und hinten abgetrennt?
Wie kommt's3, daß nicht den Rücken
Auch Aug' und Ohren4 schmücken?
Warum ergreifet dich kein Zorn,
Daß du nicht hinten auch bist vorn?
Nur auf des Körpers vordem Zinnen
Du schauen kannst und 5 sinnen?
Oh, halte doch das Aug' gesund,
Zu schaun der Wesen tiefen Grund!
Wie alles ineinander webet,
Das Höchste in dem Tiefsten0 lebet!
Wie selber noch7 sogar der Steiß
Gesetzt ist hin zu Gottes Preis8!
Du kannst im Steiß selbst und im Rücken
Die WTahrheit, so du willst, erblicken.
Oh, schaue doch nur hinterwärts,
Wie ewig brennt die Todeskerz,
Von deines Selbstes Fett genähret,
Gleich Tannenpech dich selbst verzehret,
Wie Butter an dem Sonnenschein
Hinschmelzet dir Mark und Gebein.
Oh, laß dich nicht berücken!
Gott hat: Es hat ihn Gott B
Ihn . . . dein: D i r freundlich über's B
kommt's: k o m m t es denn B
A u g ' und Ohren: Nase, M u n d und Augen B
D u . . . und: Vermagst zu schauen und zu B
Das . . . Tiefsten: I m Niedrigsten das Höchste B
ist B
Gesetzt . . . Preis: Sinnfälliger Vernunftbeweis B
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
- Titel
- Ludwig Feuerbach
- Untertitel
- Gesammlte Werke
- Band
- 1
- Herausgeber
- Werner Schuffenhauer
- Verlag
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Datum
- 1981
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.6 x 17.8 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Geisteswissenschaften