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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
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Unendlichen ist ja das Endliche in seinem Ende, nicht in sich und für sich, in seiner Verneinung also, doch diese Verneinung ist in einem seine Bejahung; das Endliche im Ende des Endlichen, in der Schranke seiner Schranke, in der Endlichkeit der Endlichkeit, in der Verneinung seiner Verneinung ist gerade dann erst in seiner Bejahung. Kannst du, Mensch, diese Natur des Unendlichen, daß seine Verneinung Bejahung und umgekehrt ist, nicht in sich selbst fassen, so suche wenigstens im Gleichnis, im Bilde zu begreifen, wie Verneinung auch Bejahung sein könne. Ist nicht der strafende Zorn des Vaters, welcher als Zorn und Strafe Verneinung des Kindes ist, die Liebe selbst zum Kinde, der Wille seines Besten, also die Be- jahung desselben? Der Vater steht zum Kinde im Ver- hältnis gleichsam des Unendlichen zum Endlichen, das Kind ist der Mensch auf der Stufe seiner Endlichkeit und Erscheinung, der Vater der Mensch auf der letzten und unendlichen Stufe, auf der Stufe des Wesens, von welcher Stufe daher der Vater als ein bestimmtes Indivi- duum nicht mehr im Fortschritte, sondern nur im Rück- schritte, nicht im Zunehmen, nur im Abnehmen begriffen ist, weil er in der höchsten und letzten, der unendlichen Stufe, die keine andere, geschweige eine höhere zu ihrer Grenze hat, an sich schon als bestimmtes Einzelwesen an das Ende seines Lebens gekommen ist. Der Zorn da- gegen, mit dem ein Kind dem anderen Kind etwas zuleide tut, ist nur Verneinung, denn das eine steht zum andern im Verhältnis des Endlichen zum Endlichen. Ist nicht in der Liebe selbst die Verneinung Bejahung? Wenn dein Herz von Liebe zu einem Wesen entbrennt, so beschädigst du und beraubst1 es, du entziehst ihm seine sorglose und zufriedne Einheit mit sich selber, du nimmst ihm seine aparte Existenz, seine Selbständigkeit. Du willst und be- gehrst und forderst strenge, es soll nur mit dir und für dich sein, eins mit dir, nicht aber getrennt, d. i . frei und unabhängig von dir existieren; will sich daher das geliebte Wesen von dir abtrennen, seine selbständige Existenz wieder zurücknehmen oder gar nicht aufgeben, so tritt die Verneinungskraft und -tätigkeit der Liebe nur als 1 beschädigst . . . beraubst: und beraubst du H 390
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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