Seite - 439 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1

[107-]1 Beitrag zur Morphologie2 Wie sich die Pflanz' ausdehnt erst, dann zusammen sich ziehet, Also entwickelt sich auch selber die Religion. Einzelner Gut ist sie erst, im Gemüt lebt still sie verborgen. Eins mit dem einzelnen selbst, einfacher Same annoch.3 Aber bald bricht sie entzwei die enge Behausung des Herzens, Dringt in die offene Welt als ein entfalteter Baum Und versammelt in ihren Schatten, zum Dome gewölbet4, Mächtig umfassend die Welt, allerlei Volk und Ge- schlecht. Hat sie Früchte gebracht und erfüllet5 ihre Bestimmung, Welche6 jeglichem Ding setzet ein höherer Geist7, Ziehet sie sich wieder zurück in die einsame Zelle des Herzens, Lichtscheu auf das Gefühl jetzo zusammengequetscht8, Bis daß in des Gemüts Schlafkammer im . Dunkel ver- dämmert0, Was einst der Welt Substanz pranget' im feurigen10 Licht.11 [108.] Löbliche Maxime Wie sich der Knabe vertröstet mit seinem Pensum auf morgen, 1 In B Nr. 3. 2 Beitrag . . . Morphologie: Metamorphose der Geschichte B 3 Eins.. .;. annoch.: Ähnlich dem Samenkorn, das noch ver- borgen dem Licht; B k in ihren . . . gewölbet :, gewölbt zum Dom, in die schattigen Räume B * erfüllt so B 6 In B folgt Zusatz: naturgemäß 7 setzet. . . Geist: ist gesetzt B 8 zusammengedrängt B 9 verschwindet B *° der Welt . . . feurigen: Weltsubstanz prangt' in dem feurig- sten B 11 In B folgen hier noch zusätzlich, anders formuliert, die beiden Verszeilen von Nr. 106, Historisches Faktum; aus A. (Vgl. oben Seite 438, und Fußnoten 9 bis 13 dazu.) 439