Seite - 444 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1

[123.] Tempora mutantur1, et nos mutamur cum Ulis [die Zeiten wandeln sich, und wir wandeln uns mit ihnen] Würde jetzt Christus erstehn und schauen unsereFromme[n], Wahrlich, Christus sogar würde jetzt Antichrist sein.2 [124.]3 Die Schlehe auf Erden ist süßer als die Feige im Himmel. Größer sind Schmerzen der Erd' als Leiden4 der Hölle ; drum gibt auch Freuden die Erd' uns dafür, wie sie kein Himmel uns gibt5. [125.] Unterschied zwischen Diesseits und Jenseits Was du auf Erden schon aßest, dasselbe bekommst du im Jenseits, Gleich ist in beiden der Stoff; anders ist nur der Erwerb. Mittelst der Kunst wird hier die Taube gebraten; im Jenseits Fliegt sie dir schon von Natur fertig gebraten ins Maul. Gabel, Messer und Hand sind hier auch Organe des Essens, Die beschränken den Trieb, mit dir vermittelnd den Stoff, Jenseits aber bedarfst du nimmer solch lästiger Mittel ; Ißt dann bloß mit dem Maul, ähnlich dem glücklichen Schwein.6 [126.] Nur zu! Todesgefahr lehrt schwimmen. Drum stürze dich mutig ins Weltmeer, 1 Die Überschrift bis hierher identisch mit der von Nr. 18 in B (Nr. 60, Zweifel und Gewißheit, in A; vgl. oben Seite 426 und Fußnote 9 dazu). 2 , et nos mutamur . . . Antichrist sein. Fehlt in B. 3 In B Nr. 100. 4 Qualen B 5 uns gibt: verleiht B 6 Unterschied zwischen Diesseits . . . glücklichen Schwein. Fehlt in B, wo lediglich die Überschrift für das anderslautende Gedicht Nr. 8j (in A Nr. 12J, Fröhliche Aussicht; siehe weiter 'unten) Verwendung gefunden hat. 444