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[134.] Pöbelmanieren
Heilig wird Häßliches selbst durch Gewohnheit; Warzen
und Schielen
Seiner Geliebten sind oft schön dem verliebeten Narr'n.
So wird das Alte geliebt, wenngleich es verzehrt schon der
Aussatz;
Kratze die Krätze hinweg, wütend gleich schreiet der
Plebs.
Stiefel mit Stulpen er trägt, zum Frack gefaltete Hosen,
So bezeichnet den Mann, haltend ans Kleid sich, das Volk.
Mystiker halten sich so an die Kleider, die Christus getragen;
Sie verlieren den Kopf, wenn man das Kleid ihnen
nimmt.1
[[135.] Ernste Wahrheit
Christus ist selbst jetzt ein Kleid,rer ist nicht mehr in der
Bibel,
Tot ist er selbst als Person; Geist ist geworden er längst.*
[136.] Die pietistischen Schneckenkrebse oder Parasitici
(Bernhardus Pagurus, der Einsiedler. Vergl. Blumenbachs
„Naturgeschichte", S. 424)
Da das Wesen ist weg, das schuf und bewohnte den Bau
einst.
Kriecht jetzt ein Krebs noch hinein; Mystiker heißet
der Krebs.3
[137.] Zusatz
Schneckenhäuser nur, ach, vom Schöpfer verlassen, be-
wohnst du,
Mystiker, also du bist ein parasitischer Krebs.4
1 Pöbelmanieren. Heilig . . . ihnen nimmt. Fehlt in B.
2 Ernste Wahrheit. Christus . . . er längst. Fehlt in B.
3 Die pietistischen . . . der Krebs. Fehlt in B.
* Zusatz. Schneckenhäuser . . . parasitischer Krebs. Fehlt in B
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
- Titel
- Ludwig Feuerbach
- Untertitel
- Gesammlte Werke
- Band
- 1
- Herausgeber
- Werner Schuffenhauer
- Verlag
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Datum
- 1981
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.6 x 17.8 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Geisteswissenschaften