Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geisteswissenschaften
Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 543 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 543 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1

Bild der Seite - 543 -

Bild der Seite - 543 - in Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1

Text der Seite - 543 -

Wer immer mittendrin im Leben herum watet, der weiß wohl vieles von ihm zu erzählen, aber er weiß nicht, mit fortgerissen von dem Strudel der Erscheinungen, was es eigentlich um das Leben ist. Um das Leben zu erkennen, muß man sich vom Leben absondern.* So gibt es kein besseres Mittel als die Trennung, um zu erfahren, ob der leidenschaftliche Eindruck, den eine neue Bekanntschaft.1 auf uns machte, ein bleibender oder vorübergehender, ob sein Gegenstand wirklich der Zuneigung würdig ist, die wir für ihn faßten. Denn erst in der Entfernung betrachten wir mit Ruhe und Kennerblicken das in der Erinnerung mitgenommene Bild, lesen wir sorgfältig alle Äußerungen, alle Züge, alle Manieren und Handlungen der hebgeworde- nen Person zusammen, um sie uns zu vergegenwärtigen, und bekommen so die Dotter des Ei's, das uns bisher un- verdaulich im Magen lag, abgeschält von dem glänzen- den Eiweiß des unmittelbaren Sinneindruckes in unsere Gewalt. Die einzig vernünftige Absonderung vom Leben ist jedoch keine sinnliche, sondern eine geistige, d. h. die, welche uns nur der unteren, mit den gröbsten Bestand- teilen angef üilten Atmosphäre entrückt, zugleich aber in un- unterbrochner Berührung mit den feinern Exhalationen des Lebens erhält; und diese Absonderung ist eben der Umgang mit Büchern. Das Leben muß wie ein kostbarer Wein mit gehörigen Unterbrechungen Schluck für Schluck genossen werden. Auch der beste Wein verliert für uns allen Reiz, wir wissen ihn nicht mehr zu schätzen, wenn wir ihn wie Wasser hinunterschütten. Die Bücher sind einsame Kapellen, die der Mensch in den wild-romantischen Gegenden des Lebens auf den höch- sten und schönsten Standpunkten errichtet und auf seinen Wanderungen nicht bloß der Aussicht wegen, sondern haupt- sächlich deswegen besucht, um sich in ihnen von den Zer¬ * Was versteht denn hier und anderwärts der Verfasser unter dem Leben? Welches Leben meint er denn? Ja, das soll der Leser selbst so gescheut sein herauszubringen. inene Bekanntschaft: Person C 543
zurück zum  Buch Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1"
Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ludwig Feuerbach