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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 556 -
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liabnen Palmenwäidern der Vergangenheit weilt, als Arm in Arm mit den vielgepriesenen Helden des Tags unter dem niedrigen Gestrüppe der Gegenwart sein Leben zu- bringt. Es ist wahr: Die Schrift bringt in dem Leben vieler Menschen ebensolche zerstörende [n] Wirkungen hervor wie die Ottilie in Goethes „Wahlverwandtschaften", durch deren Erscheinung das Glück eines zufriednen Lebens zu- grunde geht: Die Lektüre entzweit sie mit dem Leben, reißt sie, indem sie ihren Gesichtskreis erweitert, aus der glück- lichen Unwissenheit und Zufriedenheit mit ihrer Existenz und Gegenwart. Aber was kümmern uns solche elende[n], traurige[n] Exzeptionen? Es ist, im Gegenteil, nur die Lektüre, die uns mit dem Leben versöhnt, indem sie die Dürftigkeit und Unfruchtbarkeit des eignen Grund und Bodens, auf den wir gebannt sind, durch die Produkte aus fremden Ländern ergänzt, durch die Teleskope der Bücher über die engen niederdrückenden Grenzen unserer nächsten Umgebung hinaus in die Herrlichkeiten ferner Regionen uns blicken läßt und uns so für den schmerzlichen Mangel an Lebensmitteln, um die Kosten für eine Reise durch und um die Welt zu bestreiten, hinreichend entschädigt. Ihr habt Recht: Die Lektüre hat mannigfaltige Nachteile für den Menschen. Ich wiederhole es: Ihr habt recht, voll- kommen recht. Denn die Lektüre verwöhnt unsern Gaumen; die ordinäre Kost, die ihr im Leben uns beut1, behagt uns nicht mehr; auf eine attische Nacht, die wir in der Lek- türe eines Aristophanes oder Plato feiern, schmeckt uns der Umgang mit euch so vortrefflich wie gemeiner Krätzer auf Falerner Wein. Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden. Die guten Bücher sind keusche edle Jungfrauen, die nicht jedem, wenn er anders nur ihnen den Hof macht, ihr Herz hingeben, die sich absichtlich den Blicken des nicht unterscheidenden großen Haufens entziehen, die nur all- 1 bietet C 556
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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