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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 559 -
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Wer nicht erkennt und an sich selbst erfährt, daß auch das Wissen ein Leben ist, und zwar das andere Leben des Menschen, wer nicht zu seinem eignen Leben das Leben anderer Menschen rechnet, der ist ein wahrer Kaspar Hauser in der Welt; er findet sich elternlos in sie wie in eine Wüste ausgesetzt; er kommt sich selbst vor wie ein Pilz, der über Nacht aufgeschossen ist; sein Dasein ist ihm ein Rätsel, und er muß daher, um es sich einigermaßen, wenigstens der Einbildung nach, aufzulösen und von dem geheimen Grausen loszukommen, womit ihn die Einöde seines Lebens erfüllt, zu dem erklecklichen Postulate der Zukunft seine Zuflucht nehmen. Der paradoxe Aphorismus unseres Lebens verliert nur seine fragmentarische Bedeu- tung, bekommt erst Sinn und Verstand, wenn er im Zu- sammenhange mit dem großen Texte der Vergangenheit ge- lesen wird. Auf dem Volkstheater des Lebens werden gewöhnlich nur die Komödien des Plautus, Terenz und Moliere gespielt, absonderlich der „Miles gloriosus", der „Heautontimorou^ menos", „Le Tartuffe", „Le Medecin malgre lui", „ LesFem- mes savantes" usw., denn die Komödie ist „das Bild des gemeinen Lebens". Auf der königlichen Bühne der Bücher- welt dagegen werden die antiken Tragödien aufgeführt, z. B. Prometheus, Ödipus, Antigone, Elektra. Denn die Tragödie abstrahiert vom gemeinen Leben, sie sucht ihre Materialien nicht auf den Viehweiden, in den Promenaden, den Nutz- und Lustgärten der Gegenwart, sondern auf den höchsten Alpengipfeln unter den Resten vergangener Größe, den heiligen Reliquien der Urwelt. Der Text unseres Lebens ist nur gar zu oft und in gar zu vielen Dingen ein ganz erbärmlich schlechter Operntext, der sich in der Lektüre als unerträglich wert- und gehaltlos erweist, jedoch, vorgetragen von der Catalanistimme der Phantasie, unter der Orchesterbegleitung der Sinne Effekt macht.1 Die Stuben, die der Mensch im Leben bewohnt, sind Parterre und gehen hinaus auf die Gasse, wo einem vor 1 Der Text . . . Effekt macht. Fehlt in C. 559
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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