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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
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schlagendsten Beweise von dem Dasein der Freiheit ge- ben, daher sie den sogleich als einen Atheisten verschreien, der ihnen dieses Steckenpferd der Moral und Pädagogik nehmen will. Mit einem Worte, die Vernunft ist — wenn anders die Schilderung von den deutschen und franzö- sischen Frauen, die unlängst eine Fürstin machte, ihre Richtigkeit hat — keine Deutsche, sondern eine Französin, die in ihrem Hause eine unsichtbare Herrschaft ausübt und, ob sie gleich stets in den höhern Regionen des Lebens schwebt, d. h. sich mit Pohtik, Kunst und Wissenschaft beschäftigt, doch zugleich mit ihrem kleinen Finger das ganze Räderwerk des Hauswesens in Bewegung erhält. Ganz anders ist es dagegen mit dem Herzen, dem Kebsweibe, das sich der Mensch, wie der Narr meint, im Rücken seiner rechtmäßigen Ehegattin, zur Befriedigung seiner Lüste hält. Weil seine Mätresse, notwendigerweise, nach dem bekannten Erfahrungsgesetze, daß die verbotne Frucht immer besser schmeckt als die erlaubte, mehr Reize für ihn hat als seine Gattin, weil sie ebensowohl seinen Lieblingsneigungen schmeichelt, als sie ihm, wenn sie einmal in seinen schwachen Stunden ihn ganz unter ihre Gewalt bringt, bei ihrem leidenschaftlichen, aufbrausenden Temperamente auf eine höchst derbe und empfindliche Weise ihre Herrschaft fühlen läßt, so feiert der Mensch das Herz als seine einzige Gebieterin, nennt es das edelste Geschöpf, einen wahren Engel auf Erden, rühmt sich laut, sein Sklave zu sein, und bringt der Vernunft die gebührende Achtung nur wie einen lästigen Tribut dar, um es nicht zu einem förmlichen Bruch mit ihr kommen zu lassen und so den Anlaß zu einem öffentlichen Skan- dal zu geben. Dabei läßt natürlich das Herz es nicht an den gewöhnlichen Mätressenkunstgriffen fehlen. Es hetzt den Menschen gegen die Vernunft auf und schildert sie ihm zu diesem Zwecke mit der größten Ironie als ein seelen- loses, kaltes Wesen, als eine Pedantin sondergleichen, als eine Person, die sich allenfalls zu seiner Haushälterin, aber nicht zu seiner Frau schicke, die wohl den Kochlöffel, die Näh- und Stricknadeln führen, aber — und das sei doch das Haupterfordernis zu einer glücklichen Ehe — einen Mann nicht unterhalten könne, daher die Liebe, statt als eine Erleichterung von den irdischen Lasten, vielmehr selbst 561
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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