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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 595 -
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Seien wir aber deswegen nicht ungerecht gegen die Welt! Sie kann nicht anders.1 Je mehr Spielraum der Geist zur Entfaltung und Betätigung seiner Wunderkräfte bekäme, desto mehr festes Land würde er mit der gewaltigen Flut seiner Fülle hin wegspülen und so den Boden beträchtlich vermindern, auf dem die große Masse die Subsistenzmittel ihrer Existenz gewinnt, und eben die große Menge hat die Welt zu versorgen. Darum kommen so selten große Geister. Wären sie häufiger, so kämen Unzählige um den einzigen Halt ihres Lebens — die Brauchbarkeit und Notwendigkeit ihrer Existenz, da eine große Masse von Menschen mit Weib und Kind mehrere Jahre lang von dem ganz anständig leben kann, was in einem Abend ein einziger großer Geist aufarbeitet. Erkennen wir hierin vielmehr die tiefe Weis- heit, die die Welt regiert und der sie parieren muß, sie mag wollen oder nicht. Es liegt offenbar in ihrem Plan, so viel als möglich Wesen nicht nur zum Dasein, sondern auch — was eigentlich eins ist — zu den Genüssen und Freuden des Daseins zuzulassen. Die Freude am Dasein liegt aber al- lein in dem Bewußtsein von dem Werte des Daseins. Die Kräfte und folglich die Arbeiten sind deshalb in der Welt so zerteilt und vervielfältigt, daß um so mehr Men- schen das Bewußtsein von ihrem Werte, ihrer Wichtigkeit und Nützlichkeit haben; je kleiner die Portionen, desto größer die Zahl der Genießenden. Mit Recht wurden von jeher die großen Geister von dem Haufen beneidet, geschmäht, verleumdet, verfolgt; denn er wußte nur zu gut, daß sie seine Freuden- und Ruhestörer sind, sein Dasein beeinträchtigen und selbst gefährden. Unglück war daher auch das Anteil fast aller großen Männer, nur mit dem Bewußtsein ihrer Größe entschädigte sie die göttliche Weisheit für die erlittene Schmach und den Verlust irdischer Güter, denn sie bestimmte sie eigentlich nur dazu, den Haufen zu stimulieren, daß er alle seine vereinzelten Kräfte zusammenrafft und verbindet, um die lästige und kostspielige Erscheinung eines neuen großen Geistes zu verhüten. Das geniale Wesen des Geistes paßt eben einmal durchaus nicht in die Welt. Sich selbst fühlend, glücklich und zufrieden ist der Mensch nur, solange er 1 Sie . . . anders. Fehlt in C. 43 Feuerbach 1 595
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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